Zu anderen englischen Texten siehe man hier mit weiteren Verweisen.
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Anton von Kleins "Provinzialwörterbuch" von 1792, Bd. 1-2, mit den Stichwörtern, die als Herkunftsbezeichnung "GB" haben
von Klein publizierte dies Wörterbuch auch mit Hilfe seiner Bekannten und von Zusendungen (S. III) aus entferntesten Gegenden, ohne sie jedoch namentlich zu nennen. Zu diesen Helfern gehörte auch Jung-Stilling. Unter dem 1785-04-16 vermerkt das Protokoll der Gesellschaft z. B. das Wort nau, benau (s. u.: "Benaut, schwer athmend, bey sehr heißem Wetter"), das diskutiert wurde. Jung-Stilling referierte über einige "niederländische" Wörter. Damals waren die "Niederländer" die Bewohner der Herzogtümer Jülich und Berg sowie der Markgrafschaft Bergen-op-Zoom und der Grafschaft Ravenstein.
Gülich = Jülich; lat. JULIACUM, daneben später auch GULICHI; franz. Juliers. - Das Herzogtum mit 25 Ämtern und der Hauptstadt Jülich an der Rur (Roer) gehörte dem Hause Pfalz-Neuburg-Sulzbach. Kur-Brandenburg hatte sich 1741 seiner Ansprüche auf dieses Gebiet zu Gunsten von Karl Theodor begeben. Von 1794 bis 1814 stand Jülich unter französischer Besatzung. Im Wiener Kongreß kam es zusammen mit dem Herzogtum Berg an Preußen und wurde dessen Rheinprovinz einverleibt. – Das dem Wörterbuch vorangestellte Siglenverzeichnis nennt für "Gülch und Berg", also Jülich und Berg, die Sigle "GB.". – Allerdings findet sich im Wörterbuch auch die Angabe "Gülch und Berg." oder "Gülch u. Berg." Bei einigen Einträgen wird auch "im Gülich= und Bergischen" angegeben. –
Jung-Stilling kam nun aus diesen Provinzen. So liegt es nahe, ihn als Kontributor für diesen Bereich des Wörterbuchs anzusehen.
1815 meint Jung-Stilling jedoch resigniert: Es „hat sich jetzt eine Gesellschaft der teutschen Sprache gebildet, in Mannheim war auch einmal Eine, allein es kommt bey solchen Anstalten nichts heraus, ich war selbst würcksames Mitglied Dabey, man erfindet neu=alte Wörter, forscht nach Idiomen, und dabey bleibts, wäre ganz Teutschland, in Sensu latissimo eine einzige Monarchie, Dann ließe sich etwas ausrichten, allein es ist unmöglich. Jeder Kopf hat seine eigene Sprache und VerbesserungsVorschläge, und so kommt nichts Dabey heraus, [...].“
Als Arzt sind ihm so sicherlich auch die speziellen Begriffe zu Ohren gekommen:
"Glutzen, Glugetzen, (die Mittelsilbe kurz) B. Glutschen. Gülch u. Berg. Wird vom tobenden, klopfenden Schmerz in einer Wunde gesagt.""Horken, schleimicht ausspeyen. GB."
Als Vater und Mieter eines Hauses kannte er dann auch diese Begriffe mit Sicherheit:
"Jusep, Juseb, eine Art Weiberkleidung. Cobl. Ein Schmutzkleidchen, von blau gedruckter Leinwand, auch Catonet, das man den Kindern über ihre gute Kleidung anlegt, um solche rein zu halten. GB."
"Klaffen, verrathen, anbringen, wird von Kindern gebraucht. GB."
"Ustrecken, eine Wohnung verlassen, um eine andere zu beziehen. GB."
Meine Durchsicht der beiden Bände des Provinzialwörterbuchs erbrachte dann auch eine Fülle von Begriffen, die aus "GB." stammen, von denen man also annehmen kann, dass sie auf Jung-Stilling zurückgehen, gar von ihm formuliert worden sind. Diese Begriffe wurden ausgezogen und tabellarisch aufgearbeitet.
Nun wird auch von Kleins Wörterbuch als Quelle für das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm herangezogen. (Verwendet wird hier die Ausgabe des dtv; ISBN 3-423-05945-1). Eine Stichprobe aus den folgenden Listen ergab jedoch nur ein kleines Ergebnis, das Jung-Stillings indirekte Teilnahme an diesem Werk belegt.
Grimm Bd. S. 634: Schlenk v. Klein 2, 120
Grimm Bd. S. 1130 schmodig für Augsburg genannt
Grimm Bd. S. 1117 anschmuckeln v. Klein 2, 129
Grimm Bd. S. 1799 Schrübber v. Klein 2, 143
Grimm Bd. S. 2487 Spilling 2, 161
Grimm Bd. S. Wachtel 2, 176
Grimm Bd. S. 1282 Zimentiren 2, 247
Grimm Bd. S. Weiher 2, 223
Die jeweiligen Einträge im "Provinzialwörterbuch", 197 an der Zahl, die anscheinend allein Jung-Stilling zum Kontributor haben, sind im folgenden Auszug aus dem Wörterbuch genannt:
"A Feuerhund [...] B. Im Gülch= und Bergischen sagt man Brandrichter."
"Auf und nieder, so viel als: etwas weniges mehr oder weniger. Gülch und Berg"
"Aufrülpsen [...] Aufrütschen. GB"
"Aufsäßig seyn, jemanden hassen. GB"
"Baar, Krippe [...] Gefäß von brauner Erde, worin Milch, Wasser & aufbehalten wird. GB."
"Bär, Eber. Der Tatzbär, Ursus [...] Auch eine große Schuld machen, und ohne sie zu bezahlen, weggehen. Gülch und Berg."
"Bautz, Krompes [...] Butzemann. GB"
"Bläffen (einen), abschrecken. Cobl. Blöffen. GB."
"Blänkzen, glänzen. Cobl. Blänken. GB."
"Blase, Blohs, Dutte von Papier. GB."
"Blök, Lackmus, um die Stärke bläulicht zu machen. GB."
"Blumenpott, Blumenscherben. GB."
"Bollen, Schlegel, als Hammels=Kalbsbollen. GB."
"Brandrichter, eine eiserne auf drey auch vier Füßen ruhende Stange, um das Holz auf dem Heerde darauf zu legen. GB [Siehe auch Feuerhund]"
"Bräuten, jemand nicht achten, gegen seinen Willen handeln. Cobl. Bruen. GB."
"Bühl, Beule von einem Stoß. GB."
"Caminkehrer [...] feger, Scharuttenfeger. GB."
"Datschen, schlechtes Backwerk. B. Tetsch. Gülch und Berg."
"Dauseln, schlummern. Pf. Duseln. GB."
"Deckl, dick [...]. Döckes. GB."
"Deuen, stoßen, drängen, schieben. GB."
"Dobbeln, würfeln, mit Würfeln spielen. GB."
"Dopp, Kräusel. GB."
"Döppen, irdenes Geschirre, Hafen. Aufs Döppen schlagen. Einen an den Kopf schlagen. GB."
"Dotz [...Steinkugel; vgl. Ortsteil Deutz von Netphen!]. Dotzen, damit spielen. GB. "
"Drutte [...] Truth. GB."
"Dumper [...dumpf. Dumpich. GB."
"Er woas nöt, is's gick oder gack. B. Er weiß wedeer gicks noch gacks. Gülch und Berg. Er versteht gar nichts davon."
"Fauteln, betrügen. Pf. Cobl. Futeln. GB."
"Fickeln (jemand), gelinde behandeln. Cobl. Föckeln. GB."
"Flatschkopp, ein närrischer, drolliger Kerl. GB"
"Fleütschen, pfeifen. Hann. Flöten. GB"
"Flick, munter. Flücke. GB."
"Flittschen, ist ein Schimpfname [...] mann [sic] nennt auch den Säbel so, welchen die Gerichtsdiener tragen. BV. Flitschken. GB."
"Fräd, herb, z. B. der Wein ist fräd, (herb.) Cobl. Freed, nicht genug gekocht. GB."
"Fuchseln, im Kartenspiel betrügen. [...] Futeln. GB."
"Fuggen, schicken. Dat fuggt sich, das schickt, giebt sich. GB."
"Gemfer, Ingwer. GB."
"Ges, Gest. Oberpf. Gescht. Gülch u. Berg. Schaum."
"Gethans, viel Lermen [sic], Umstände. Cobl. Gedöns. GB. Gethöns. Pf. Gethuns. E."
"Glatt, völlig, ganz, gar [...] Auch schlüpfrich. GB."
"Glicker oder Glücker [...] Es bedeutet auch die Hoden. Pf. Cobl. Dotz. GB."
"Glutzen, Glugetzen, (die Mittelsilbe kurz) B. Glutschen. Gülch u. Berg. Wird vom tobenden, klopfenden Schmerz in einer Wunde gesagt."
"Göße, die Gassenrinne. GB."
"Graupet, unordentlich [...] Ruppich. Gülch und Berg."
"Gregell, Lermen, [...] Krakehl. Gülch und Berg."
"Greinze (die) [...]. Kiepe. GB."
"Grießgramen, verdrießlich, mürrisch seyn. Ein grießgramiger (verdrießlicher) Mensch. Gülch und Berg."
"Gruseln, Gruscheln, Stachelbeeren, Unterpf. Knorscheln. GB."
"Hedl, Hepperl, Ziege. Oberpf. Hippe. Gülch und Berg. Hattel. Ulm."
"Horken, schleimicht ausspeyen. GB."
"Hucke pucke tragen [...] Nieders. Hackepack. GB."
"Intrecken, in eine Wohnung ziehen. GB."
"Inzel, Unschlitt. Cobl. Dengsel. GB."
"Jappen, gähnen, das Maul aufsperren. GB."
"Jemfer, Ingwer. GB."
"Johannsdruven (Johannistrauben), Johannisbeeren. GB."
"Jusep, Juseb, eine Art Weiberkleidung. Cobl. Ein Schmutzkleidchen, von blau gedruckter Leinwand, auch Catonet, das man den Kindern über ihre gute Kleidung anlegt, um solche rein zu halten. GB."
"Kaibl,. Kalb. Kaiblnärrisch, kindisch. B. Pudelnärrisch. Gülch und Berg."
"Kalle, Dachtraufe. GB."
"Kallen, bellen. Steyr. Sprechen, plaudern. GB."
"Kaul. Cobl. Kuul. GB. Loch, Vertiefung. Schinnerskuul, Schindanger. GB."
"Kaun (der), der Schimmel [... bei Speisen] Kohn. Gülch und Berg."
"Kawe, Spreu. Nieders. Kaaf. Gülch und Berg."
"Kidern, laut lachen, auch kudern. Kichern. Gülch und Berg. [...]."
"Kieken [...] Hildesh. Kicken. GB."
"Kielkopf, ein Vogel [...] Ansp. Kuhlkropp. GS. [sic]"
"Kiepe (die), der Rückkorb, in welchen die Bauern allerhand Victualien zu Markte bringen. GB."
"Klaffen, verrathen, anbringen, wird von Kindern gebraucht. GB."
"Klatsch, Flecken. Inklatsch, Dintenfleck. GB."
"Knorscheln, Stachelbeeren. GB."
"Knuffen, prügeln. Pf. Harzg. Heimlich stoßen, schlagen. GB."
"Köpken, eine kleine Supopenschaale. Rav. Kaffeeschaale. GB."
"Koschäppel, Stachelbeere. GB."
"Krucht, Kraut. GB."
"Kruchtsteen (Krautstein) Mörser. GB."
"Krühlade, Gewürzlade. GB."
"Krust, Kurst, Rinde. Cobl. Korst. GB."
"Laken, [...] Linnen. Rav. Bettuch. Duderst. GB. Laken nennt man im Gülch= und Bergischen auch die wollene Tücher, z. B. an dem Kleid ist feines Laken (Tuch)."
"Lakriz, Süßholzsaft. Pf. Dropp. GB."
"Lampel. Du großer Lampel, du großer nachläßiger, kindischer Mensch. Gülch und Berg."
"Lappel, ein einfältiger Bursche, Bube. E. Lapps. GB."
"Lappen (die Schuhe) besohlen. GB."
"Laustern, horchen. Cobl. Lustern. GB."
"Lay, Schiefer, womit die Dächer bedeckt werden; auch die Schiefertafel, deren sich die Kinder beym Rechnen bedienen. GB."
"Laydecker, Dachdecker ohne Unterschied, ob er mit Ziegeln oder mich Schiefer deckt. GB."
"Leckmues, [...]. Lackmues. Gülch und Berg."
"Letschet [...] Letschig. Pf. Gatz. GB. [...] "
"Lipper, ein junger Ochse. GB."
"Litschig, schlüpfrig, glatt, z. B. auf dem Eise. GB."
"Loosen, horchen [...] Lustern. Gülch und Berg."
"Loskörstig, wird vom Brod gesagt, wenn sich die obere braune Rinde durch das zu heisse Backen abgelöst hat. GB."
"Lump, abgetragenes Tuch. Figürlich ein Trunkenbold. Ulm. Ein schlechter Kerl. Gülch und Berg."
"Mahm, Muhme. B. Möhn. Gülch u. Berg."
"Mahne, Mande, ein Korb. [...] Cobl. Mang. GB."
"Manuscheln [...] Muscheln. Gülch und Berg."
"Marze, Judenkuchen. Pf. Matzen. GB."
"Mayen, ein Blumenstrauß, ein grüner Zweig. E. die letztere Bedeutung ist im Gülch= und Bergischen gewöhnlich."
"Memmkes, die weiblichen Brüste. GB."
"Miechteln, einen Geruch von sich geben [...] Oest. Müffeln. GB."
"Motschlig, dick und fett. Pf. Muckelich. Gülch u. Berg."
"Muffeln, Mumpfeln, käuen [...] E. Ansp. Cobl. GB."
"Näulich, sparsam. GB."
"Nestküken, Nestküchlein. Gülch und Berg."
"Nold, eine Nadel. GB."
"Nöt, nicht. B. Niet. Oberpf. Nit. Gülch und Berg. Noitz, nichts. B."
"Nuckeln, sagt man von kleinen Kindern, die an ihren Fingern, oder an dem, was man ihnen zum Essen oder zum Spielen giebt, saugen. GB."
"Oellig, Zwiebel. Cobl. Oelk. GB."
"Oert, Absatz der Schuhe. Lappen am Oerten, Schuhe besohlen und neue Absätze daran machen. GB."
"Oh, auch. Oberpf. Ah. B. Og. Gülch und Berg."
"Optrecken, aufsuchen, als: ein Kind &. In die Höhe ziehen. GB."
"Pankert. B. Bankert. Gülch u. Berg. Hurenkind. E."
"Passeln [...]. Pusseln. Gülch und Berg."
"Pechmännchen.[...] B. Der Sandmann kömmt. Gülch und Berg."
"Peetern, stochern. Pöttern. Gülch und Berg."
"Pitteln, an etwas mit den Fingern zupfen. Cobl. Pötteln. GB."
"Pöhrtgen, oft ein= und ausgehen. Dud. Pörzen. GB."
"Pölf, Koppölf, ein dickes Kissen, das zur Erhöhung unter die Kopfkissen gelegt wird. GB."
"Pölfen, abprügeln. GB."
"Pöpel [...]. GB. Pöperl. Hartzg."
"Porren, stochern. Z. B. in den Zähnen porren (stochern.) GB."
"Ports, Thor, Pforte. GB."
"Pott, heißt jedes eiserne oder irdene Gefäß, worinn [sic] gekocht wird. GB."
"Povlwaar, heißt schlechte, verlegene, aus der Mode gekommene Waare. Oest. B. Pavel. Pf. Baffel. Gülch und Berg."
"Prakehl, das Männchen vom Hund. B. Reckel. GB."
"Prosten, niessen. Nieders. Prosten. GB."
"Puffer, eine kleine Sackpistole. Gülch u. Berg. Ein Schlag. Pf."
"Pummerl, Spitzhund. B. Pommer. Gülch und Berg."
"Quant, vortreflich. B. Quant, ein junge aufgeschlossener Mensch. Pf. Das ist ein Quant, das ist ein durchtriebener Mensch. Gülch und Berg."
"Quatschen, quatschig seyn, nichts vertragen können, bey der kleinsten Empfindung von Schmerz wehklagen, verzärtelt seyn. GB."
"Quengeln, müßig herumgehen. Gülch u. Berg. Nieders."
"Raam [...] Oest. Raum. E. Room. Gülch und Berg."
"Raarüben; [...] Oest. [...] B. Karoten. Gülch und Berg."
"Radi, Rettich. B. Radisen. GB."
"Rameten, lermen [sic], Getöse machen. B. Romoren. Gülch und Berg. Rameten im Plattdeutschen."
"Range, Gassenbube, ungezogener Junge. Gülch und Berg."
"Resten, ausruhen. Gülch u. Berg."
"Rollebatz, ein Junge, der immer auf der Gasse herumläuft. GB."
"Rollen, schackern. Oest. B. Rohlsen und Rosen. Pf. Röllschen. GB."
"Romotten [... Oest. Pf.] Ramoren. Gülch u. Berg."
"Rügen, rudern. Cobl. Rühren. GB."
"Rutten, Aalraupen. Oest. Ruppen. Gülch und Berg."
"Salfa, Salbey. B. Sälf. Gülch und Berg."
"Säpen, Seife. Dud. Seep. GB."
"Schalle, großer Nachen, worauf man die Pferde und Wagen über den Strom fährt. GB."
"Scharfrichter, Blut= oder Nachrichter. GB."
"Scharuttenfeger, Schlot= oder Schornsteinfeger. GB."
"Schauren, putzen [... Cobl.]. Schuren, schruppen. GB."
"Schavelle [...] altes Weib. Pf. Schabelle. GB."
"Schihfer, Splitter [... Oest. B. Pf.] Splinter. GB."
"Schinder, Henker, Abdecker, Wasenmeister. GB."
"Schlampampe [...] Gülch u. Berg. Schletzen. Oberpf."
"Schlampet [... Oest. Pf. B. Cobl.] Schlumpich. Gülch u. Berg."
"Schlaue, ein Ast an einem Obstbaume. GB."
"Schlaue, Vertiefung, Rinne. Cobl. Schlenk. Gülch u. Berg."
"Schmalz, ausgelassenes Schweinsfett. Gülch u. Berg."
"Schmodig, schwül, sehr heiß. Pf. E. Schmudelig. GB."
"Schmuckeln, Kontrebande, oder verbotene Waaren heimlich in die Stadt bringen. B. Betrügen. Cobl. Sich anschmuckeln, sich in eine Gesellschaft eindringen. Gülch u. berg."
"Schnacken, naschen [... Pf. E.] Schnüppen. GB."
"Schörreskarr, Schubkarren. GB."
"Schottel. Cobl. Schüttel. GB. Schüssel."
"Schrupper [...] Schrübber. GB."
"Schwarte, Haut am Schweinefleisch, auch im Zorn die menschliche Haut. GB."
"Sebern [...] Saarw. Seevern. GB."
"Seemig, von Suppen oder Brühen, die durch Beymischung von etwas Mehl dick gemacht werden. GB."
"Seypfann [... Oest.] Seyh. Pf. Gülch u. Berg."
"Siri seyn, aufgebracht, ungehalten seyn. B. Uerig. Gülch u. Berg."
"Spehen, entwöhnen. Ein Kind spehen, (von der Muttermilch entwöhnen.) Gülch u. Berg."
"Spenling, eine Gattung Pflaumen. Oest. Spilling. GB."
"Spronzeln, Sommerflecke im Gesicht und an den Händen. GB."
"Spruck [... Cobl.] dürres Holz. GB."
"Spruten, jnge Kohlkeimchen, die im Frühjahr aus den Kohlpflanzen hervorschießen, und als Zugemüse gebracuht werden. GB."
"Steipen, stützen. Cobl. Stippeln. GB."
"Stenzen [... E. Ansp. Pf.] Stibitzen. GB."
"Sterz (der) Hintere. Pf. Schweif der vierfüßigen Thiere, Steß der Vögel; auch die in einen Zopf gebundenen Haare des Hinterkopfs. GB."
"Stölp, ein viereckigtes hölzernes Gefäß, in welches ein irdenes Geschirr mit / mit glühenden Kohlen gestellt wird, um die Füße zu wärmen. GB. Stöfgen. Pf."
"Striechen [...] Striechiesen [sic], Plätteisen. GB."
"Stroh. Vom Bett auf's Stroh kommen, verarmen. Gülch u. Berg."
"Stroß, Gurgel, z. B. bey Kälnbern, Schöpsen, Gänsen, Enten, Hünern [sic] &. GB."
"Stumpen [... Pf.] Stümpchen. GB."
"Sutterkrug, steinerner Selterkrug. Hohenl. Suurkanne. GB."
"Talmen, mit etwas zaudern. GB."
"Trändeln. Pf. E. GB. Hohenl. [...] Trändelmatz [...] E. GB. [...] "
"Trascheln [...] Tratschen. Gülch u. Berg."
"Traufel, eine Maurerkelle. Cobl. Truffel. GB."
"Trecken, ziehen. Dud. GB. Antrecken, Kleider anlegen. Ustrecken, die Wohnung verändern. GB."
"Treu, trocken. Cobl. Drüg. GB."
"Unbeholfen, der sich keine Mühe geben mag, wild. Ulm. Ein Mensch, der anderen keine Gefälligkeit erzeigt, grob ist. Gülch und Berg."
"Ustrecken, eine Wohnung verlassen, um eine andere zu beziehen. GB."
"Verbitzeln [...] Oest. Pf. E. Versitzen. GB."
"Verkrumbeln [...] Verkrümpeln. GB."
"Wachtel, Ohrfeige. Gülch u. Berg."
"Wederl, Fächer [...] Weiher. GB."
"Weßig, Molken. Cobl. Weyh. GB."
"Winkel, heißt jeder Laden, wo Waaren verkauft werden. Winkelsjungfer, Ladenmädchen. Gülch u. Berg."
"Wiwelen [...] Cobl. Wibbeln. GB."
"Zimentiren, die Maße und Gewichte untersuchen und berichtigen. Oest. Aichen. Gülch und Berg."
"
Bei den anderen 303 Begriffen des Wörterbuchs mit dem Hinweis auf Gülich und Berg scheint Jung-Stilling nur eine Bestätigung geliefert zu haben. Es sind dies die folgenden Wörter:
"A Fratz, ein kindischer Mensch, ein Kind. B. Pf. Gülch und Berg."
"Abschrappen, abkratzen. Hannover. GB."
"Aelsteraug, Hüneraug an den Zähen. Cobl. GB."
"Anläuten, anklingeln. Oest. B. Schällen, anschällen. Pf. GB."
"Anmachen, bereiten. Z. B. Salat, einen Teig. B. Gülch und Berg."
"Anrüchte (die), der Tisch in der Küche. Harzg. Pf. GB."
"Anrumpeln, anschnarren, oder stark anfahren, hart anlassen […] Anschnorren, (jemand) rau anreden, grob anfahren. Cobl. GB. [...S. 19: Anschnorren verweist auf Anrumpeln.] "
"Anschnauen, anschnarchen, anfahren, mürrisch anreden. E. GB"
"Atzel, (spottweise) eine Perücke. Pf. GB. Cobl. Hildesh. E."
"Aufsagen, aufkündigen. Z. B. [...] Auch die Lection aufsagen, hersagen. V. GB."
"Auftrossen, mit Mühe ausfindig machen. Cobl. GB."
"Ausstehen, soll auch Zu= oder Abneigung bedeuten [...]. B. Pf. GB."
"Bäbä, sagt man zu Kindern, wenn sie etwas nicht angreifen sollen: Das ist Bäbä. GB. E."
"Babbeln, plaudern, unnütz schwatzen. E. GB."
"Bähen, rösten, sich durch Wärme gütlich thun. Ulm. Gülch und Berg. Pf. Henneb. E."
"Bahne, ein Blatt des Zeugs von einem Weiberrocke. Hohenl. Pf. GB."
"Balgen, zwingen, pressen. Oest. Schlagen. Abbalgen, abprügeln. E. Pf. GB."
"Bambeln, baumeln, bummeln. E. Cobl. GB."
"Bappeln, plaudern. Cobl. GB."
"Bartwisch [...] Kehrwisch. Els. Pf. GB."
"Batschhand [...] (die Hand). GB. E."
"Batten [...] helfen. Cobl. GB. E. Pf. Wirt."
"Beist, Beest, ein Stück Vieh. Niedersächs. GB."
"Benaut, schwer athmend, bey sehr heißem Wetter, oder in einem zu warmen Zimmer. Cobl. GB."
"Berenkrut,[evtl. richtig Bernenkrut; Druckfehler?] ausgepresster und dickgekochter Birnensaft. Rav. GB."
"Bescheißen [...] Bankerot machen. Augsb. GB."
"Beschüt, Zwieback. (Biscuit). Rav. GB."
"Bierlümmel, ein Biersäufer. Pf. GB."
"Bod. [... Gebot bei Waren] Alle Ritt. Pf. GB."
"Bohnen [... bohnern] Pf. GB."
"Böhren, heben [...] Hannover. GB."
"Boxen, Hosen, Beinkleider. Cobl. GB."
"Brast, Armbrast, Kummer [...] Pf. Cobl. GB"
"Bratschig, breit, ungestalt [...] Cobl. GB."
"Brodeln, schlecht stricken,. Pf. GB."
"Buckel, Rücken, Höcker. E. GB."
"Buckel, wird durchaus für Rücken gebraucht. B. Pf. GB. E."
"Bungert, Baumgarten. Cobl. GB."
"Burzeln, umfallen. Cobl. Purzeln. GB. E."
"Buxe (eine), eine Hose. Harzg. Pf. GB. E."
"Camaschen, Uiberstrümpfe [sic]. Cobl. GB."
"Cordel, Kordel, Bindfaden. Unterpfalz. Gülch und Berg."
"Dachteln (einen), schlageln. Oest. B. Pf. E. Cobl. GB."
"Dallbatsch, ein ungeschickter, plumper, dummer Mensch. E. GB."
"Dick werden, gerinnen [...]. Pf. GB."
"Dormlich, schwindlich. Unterpf. Gülch u. Berg."
"Drachtel, Ohrfeige. Oest. B. Pf. E. Cobl. GB."
"Dußelich, taumelnd, schwindlich, betrunken. Pf. Gülch und Berg. Cobl. Hildesh."
"Ei eichen machen, streicheln [...] Cobl. GB."
"Eichen, aichen, ein Faß ausmessen. Unterpf. Gülch und Berg."
"Eineweg, dennoch [...] Cobl. GB. Ulm. E."
"Ergern, sich, betrüben. Rav. GB."
"Erkriegen (sich), erholen. Cobl. GB."
"Erper, Erdbeeren [...] Erbeln. GB."
"Etsch, ätsch! ein Ausdruck des Spottes [...] Ansp. Nürnb. Pf. GB. E."
"Extern (einen), necken, ärgern, quälen. E. Cobl. GB."
"Falgen, ein großes viereckiges Regentuch von Seide oder Wolle, welches die Frauenzimmer über den Kopf hängen, und sich darinn [sic] einhüllen, wenn sie ausgehen. Pf. GB."
"Farrenschwanz, Ochsensenne, die zum Schlage gebraucht wird. Pf. GB. E."
"Fert, kostspielig [...]. Pf. GB."
"Fett leben, prächtig mit Aufwand leben. Pf. Cobl. GB."
"Fiedelbogen, Geigenbogen. E. GB."
"Fieß, eckel, delikat im Essen. Cobl. GB."
"Flankiren, müßig herumgehen. Cobl. GB. Pf. Wirt."
"Flappes, närrischer Kerl. Cobl. GB"
"Flaschen, Ohrfeige. Oest. Flapp. Cobl. GB. [...] "
"Flau, matt, kraftlos. Cobl. Ohnmächtig. GB. E."
"Foppen, ausfoppen, verspotten. Pf. Ulm. Gülch und Berg. Schles. Henneb."
"Freisem, der Ausschlag [...] Cobl. GB."
"Fusel, der geringe Kornbranntwein. B. Cobl. GB."
"Fütsch, futsch seyn [...] Unterpf. GB."
"Futter [...] höher legen [...] B. Pf. Gülch u. Berg."
"Gaudief, Spitzbube. Cobl. GB. [...]."
"Gehänselt werden, lässt beym Eintritt in eine Gesellschaft seinen Cameraden eine Zeche bezahlen. B. GB."
"Gelt? nicht wahr? Pf. Gülch und Berg. W. E."
"Geräppel, allerhand alter zum Theil unbrauchbarer Hausrath. Pf. Gülch u. Berg."
"Gesalzen. Das ist zu gesalzen. Das ist zu theuer. Pf. GB."
"Gewähren [...] (fertig werden.) Cobl. GB."
"Glatze, eine kahle Scheitel. B. Pf. GB."
"Glatzkopf, Kahlkopf. B. Pf. Gülch und Berg."
"Glitschig, schlüpferig. Wirt. GB. E."
"Göpsche (eine), eine Handvoll. Hann. GB."
"Gratschen, die Füße weit auseinandersetzen. Ansp. Nürnb. GB."
"Grauslet, oder Krauslet, eckelhaft. Grißlich (schauerlich.) Es grisselt mir davor. Oest. Pf. Gülch und Berg. Cobl."
"Gries, grau. Griese Hoor, graue Haare. Duderst. GB."
"Grissel [...] grisselich, schrecklich, abscheulich. Nieders. Pf. Cobl. GB. [...] "
"Haansel, Hanschen. Hänschen im Keller soll leben, ist eine Gesundheit auf eine Frau gesegneten Leibes. B. Gülch und Berg. Pf."
"Haarbeutel, heißt im figürlichen Verstande, ein kleiner Rausch. Z. B. er hat einen Haarbeutel, statt: ein Räuschchen. Pf. E. Oest. B. Cobl. GB. Augsb. Sieh: Spitzel und Tampes."
"Hacksch, Schimpfwort [...] GB. Harz. Hachel. B."
"Handel haben [...] Er hat Händel gehabt. E. Pf. GB."
"Häraf, herunter [...] Duderst. GB."
"Hecke, Zaun. Cobl. GB."
"Hecke. Bey da Heck seyn, gleich dabey seyn. B. Auch Gülch und Berg."
"Heuren, miethen. Cobl. GB."
"Hickeln, hinken, auf einem Fuß herumhupfen. Pf. GB."
"Hochzeiter, [...]. E. Pf. B. GB."
"Hocken, [...Seiten] Pf. GB. Cobl. Knieen. Ulm."
"Hopfen. Es ist Hopfen und Malz bey ihm verloren [...]. Pf. GB."
"Hosen, Strümpfe. Cobl. GB. Ravensb."
"Hosen. Das Herz [...]. B. Pf. Gülch und Berg."
"Hufen, verbunden seyn. [...] Cobl. GB."
"Hutzel, Schimpfwort für altes Weib. Pf. GB."
"Jackern, spottweise für reiten. E. GB. [...] "
"Jauner. B. Gauner. Pf. Gülch und Berg. [...] "
"Jaunern, im Spiel betriegen [sic]; auch sich blos von Spielen nähren. Pf. GB."
"Kahlmäuser, ein geiziger, filziger Kerl. [...] Oest. Pf. E. GB. Henneb. Wirt."
"Karwatsch, Peitsche. Cobl. GB."
"Kasten, wird in der Oberpfalz, Oesterreich, Bayern, Wirtenberg, und auch im Gülch= und Bergischen für Schrank, Kommode & gebraucht."
"Kirrtag [...]. Kirmes. Cobl. GB."
"Klamm, eng, beschwerlich. Dud. GB."
"Knappe knappe, kaum. Hildesh. Knaps. Pf. Cobl. GB."
"Knappen, hinken, umfallen, umschnappen. GB. Wirt. Daher Knappmesser, ein Taschenmesser. Unterpf."
"Knatschig, nennt man das nicht ganz aufgebackene Brot oder den Kuchen. Cobl. GB. [...] "
"Kneller, schlechter Rauchtoback. Cobl. GB. Pf."
"Knottern, unzufrieden [...]. Pf. GB."
"Köhl, Kohl. B. GB."
"Korst, Rinde von Brod, Baumen. E. GB."
"Köttel [...]. Harzg. GB."
"Kotz! Potz! [...] Kotz tausend. GB. Cobl."
"Kotzen (sich), speyen. Pf. Oest. Cobl. GB."
"Krabbeln [...]. Pf. GB. Ansp."
"Krakeel, Zank. Cobl. GB."
"Kreischen, weinen. Cobl. GB."
"Kremp im Kopf haben, verschlagen seyn [...]. Cobl. GB."
"Kribbeln, nagen, wurmen [...] Pf. Gb."
"Kriegen, bekommen [...] Cobl. GB. Hannov. Pf. E."
"Krinngeln[...] Kranz. GB. [...] "
"Krips, Kehle, Hals. Unterpf. GB."
"Krolle, Haarlocke. Cobl. GB."
"Krüben, der klein geschnittene Speck [...] Pf. Cobl. Ansp. Nürnb. Greeven. GB."
"Krupen, kriechen, krupigt, eng und niedrig, Harzg. GB."
"Krupen, kriechen. Duderst. GB."
"Kruppig, klein, ungestalt. Unterpf. GB. E."
"Kumpe, eine tiefe Schüssel. Cobl. GB."
"Langen, darreichen [...] E. Pf. GB. Cobl."
"Langs, vorbey. Cobl. GB."
"Laß mich gewähren, laß mich nur machen, laß mich ungehudelt. GB. E."
"Laxierkittel (ein) Schlafrock. Pf. GB."
"Lecker (ein), ein Laffe, Jungfernknecht; auch ein junger unerfahrner und doch von sich eingenommener Mensch. B. Gülch und Berg."
"Leibach, Bettuch. Ost. B. Gülch u. Berg. E. Leilich. Wirt."
"Lempes, sorgloser, nachlässiger Mensch. Cobl. GB."
"Letze, Lection,. Aufgabe. Pf. GB."
"Leyern, langsam arbeiten; [...] Pf. Harzg. GB."
"Leyrer (ein), ein träger, langweiliger Mensch. B. Gülch und Berg."
"Loder, los, nicht feste. B. Gülch und Berg."
"Luder, Lueda, Aas. Auch ein Schimpfwort, das ein lüderliches Weibsbild anzeigt. B. Gülch und Berg."
"Lustern (sprich: luschtern), lauschen; [...]. E. GB. Cobl."
"Materi, Eiter. E. Oest. Pf. B. Gülch u. Berg. Ulm. Henneb."
"Mausen, suchen, durchstöbern, stehlen. Cobl. GB. [Vgl. LG S. 39!]"
"Metz, Messer. GB. Duderst."
"Mösche, Spatze, Sperling. Cobl. GB."
"Munkeln, wird nur im Sprichworte gebraucht: [...] E. Pf. GB."
"Nägelchen, Nelken, Grasblumen. GB. Pf. Hohenl."
"Nipferln, nur wenig auf einmal trinken. B. Nippen. Gülch und Berg. Pf. Nipfen. Fränk."
"No? nun? wie ist's? B. Gülch und Berg."
"Nüschel, die Vorderhaare am Kopf. Wird aber nur im Unwillen gebraucht. Z. B. wenn die nicht gleich stille bist, so krieg ich dich beym Nüschel. B. Gülch und Berg."
"Nützer, besser. Cobl. GB."
"Ohlig, Oel. Pf. Cobl. GB."
"Patschel [...] Patschhand. Pf. Cobl. GB. E."
"Pawey [...] Paweyen, Pflastern. Cobl. GB."
"Pech an den Hosen haben, [...] sehr lange sich aufhalten. B. Pf. Gülch und Berg."
"Pick, Groll. Cobl. GB."
"Picken [... Beinbrechen durch den Metzger, damit der Braten leichter vorgesetzt werden kann] Oest. GB. "
"Pinne, Pflock, hölzerner Nagel. Cobl. GB."
"Placken [...] Pf. GB."
"Platschen. [...]. Pf. GB."
"Plückfink, ein Essen, [...] gesalzenen Heringen [...] Danzig. Heringsalat. Nieders. Pf. GB."
"Pupen, einen Wind gehen lassen. Cobl. GB."
"Pütz, Ziehbrunnen. Cobl. GB."
"Qualm, starker Rauch, qualmen, stark dampfen. Dud. GB."
"Racker, Schimpfname, der so viel als Schinderknecht bedeutet. B. Pf. GB."
"Rackern, sich [...] B. GB. Pf."
"Raffen, aufheben, vom Boden aufnehmen. Cobl. GB."
"Rambas, Schläge, auch saurer ungenießbarer Wein. Cobl. GB. Pf."
"Reckeln (sich) [...] Cobl. GB. Pf."
"Recken, zeigen, hinreichen. B. Gülch u. Berg. Duderst."
"Reekel, ein grober Mensch. Pf. GB."
"Rifisen, Reibeisen. Dud. GB."
"Rummel [...] B. E. Cobl. GB. Pf."
"Runkunkel, nennet man ein altes Weib, das noch jung thut. [...] Oest. B. Pf. Gülch und Berg. E."
"Rütschen [...] Cobl. GB. E."
"Sacken, nachsacken, loslassen [...] Cobl. GB."
"Sauen, versauen, [...]. Henneb. GB. E."
"Schabbern [...] GB. Cobl."
"Schabelle, Fußschemmel. Cobl. GB."
"Schachtel [...] altes Weib. Pf. GB. Wirt. E."
"Schanze, ein Gebund Reiser. Cobl. GB."
"Schartecke, ein schlechtes, nichtswertes Buch. Pf. GB."
"Scheps [... B] (Schöps), du einfältiger, unwissender Geck. B. Gülch und Berg. Pf."
"Scheren, plagen [...] B. GB. E."
"Schermaus, Spitzmaus. Auch Maulwurf. B. Gülch u. Berg."
"Schibbeln, wälzen, rollen. Cobl. GB."
"Schippe, Schaufel. Cobl. GB."
"Schlankel, ein müßiger, fauler Mensch, ein Schlingel. Herumschlankeln, den Tag mit nichts / nichts zubringen, vor Faulheit bald hie bald dorthin ohne gewissen Zweck sich begeben. B. Gülch u. Berg."
"Schlappen Gülch und Berg. Pf. E."
"Schleißen, wird von abgetragenen Kleidern gesagt. Z. B. das Kleid ist ganz verschlissen (abgetragen). B. Gülch und Berg."
"Schlenke, Vertiefung oder Rinne, die das Wasser in der Erde ausgespület. Cobl. GB."
"Schlenkern [...] Ansp. Nürnb. Pf. GB. E."
"Schlickse, der Schluchzen. Pf. GB."
"Schliffel, ist ein Schimpfwort, das man einem groben ungeschickten Kerl giebt [...] B. Pf. Gülch und Berg. Cobl. Wirt."
"Schlimm, verschmizt, listig. Pf. GB. E. [...] krumm. Cobl."
"Schmickeln [...] das Fett dabei so herb [...] Oest. Schmudeln. Pf. GB."
"Schmucke, Schmücke, Peitsche. Cobl. GB."
"Schmutzen [... Oest. B. Nieders.] Schmunzeln. Pf. GB. Cobl."
"Schnabeliren, essen. B. Gülch und Berg. Pf. Wirt."
"Schnacken, Spaß [...]. B. Pf. Gülch und Berg. Cobl."
"Schnaps [...] Gülch u. Berg. Cobl. Pf-"
"Schnaufen [...]. B. Gülch u. Berg. E."
"Schneiden, irren [... B]. Aufschneiden, prahlen [...]. Gülch u. Berg. Pf."
"Schnopfetzen [... Oest.] Schnuffeln, herumschnuffeln, sagt man von Hunden [...]. Gülch u. Berg. Pf."
"Schnüren [...] übertriebene Rechnung [...] B. Pf. Gülch und Berg."
"Schnurrant, ein herumziehender Musikant, Bierfiedler. Pf. GB."
"Schnüß, Maul, Schnautze. Cobl. GB.-"
"Schnut, Maul bey Menschen und Thieren. Pf. GB."
"Schößchen (ein Paar) Weck. Cobl. GB."
"Schotteln, wanken, nicht fest stehen. Pf. GB."
"Schrämmen [...] Cobl. GB."
"Schroh, garstig, abscheulich. Cobl. GB."
"Schruppen [...]. Pf. Cobl. GB."
"Schubjack, ein elender Kerl. Cobl. GB."
"Schuckern, vor Kälte zittern. Cobl. GB."
"Schuft [...] Cobl. GB."
"Schürgen [...]. Schiebkarren. Cobl. GB."
"Schussel, Schußbartel [...] Pf. GB. Wirt."
"Schwabetzen [... Pf.] Schwabbeln. Gülch u. Berg. Cobl. [Vgl. in den Romanen!]"
"Schwadem, Lichtdampf. Cobl. GB."
"Schwanen, ahnden. Cobl. GB. Ansp."
"Schwänke [...] Cobl. GB. Pf."
"Schwappeln [...] E. Pf. Cobl. GB. [Vgl. in den Romanen!"
"Schwären [...] Cobl. GB."
"Schwarten, prügeln. Cobl. GB."
"Schweizerey [...] B. Pf. Gülch u. Berg."
"Sclupp, Bandschleife. Pf. GB."
"Seigen, pissen. Cobl. GB. Ansp. Pf."
"Sich prächtig aufführen, vielen Aufwand in Kleidern und Geschenken machen. B. Gülch und Berg. E."
"Sickern [...] Cobl. GB."
"Singeln [...] Cobl. GB."
"Sinns, zu Sinns, recht, ordentlich, wie man es verlangt hat. Cobl. GB."
"Sinter, seit der Zeit. Cobl. GB."
"Sparren [...] Pf. Wirt. GB. E. [Vgl. Goethe nach Ring.]"
"Speiß, Mörtel zum Mauern. Cobl. GB."
"Spintisiren, nachdenken, etwas ausgrübeln. B. Gülch u. Berg. Pf."
"Spitzl [... Oest.]. Spitz. Pf. GB."
"Spreitzen (sich) [...] B. Gülch u. Berg. Pf."
"Staches, Tölpel. Gülch u. Berg. Pf."
"Stark, ranzig. Oest. GB."
"Stauche, ein Muff. Pf. Cobl. GB. Hohenl."
"Stenker, einer, der gerne Händel anfängt. Stenkerey, Raufhändel. B. Gülch u. Berg."
"Sternvoll, stark berauscht. B. Pf. Gülch und Berg. E."
"Sticheln, auf etwas Anspielen. Ansp. Nürnb. Pf. GB. Wirt."
"Sticksen [...]. Sticksig, [...]. Cobl. GB. Pf."
"Stiefe, blaue oder weiße Stärke. Gülch u. Berg. Nieders."
"Stochen [...] Cobl. GB."
"Stohfen, Stufen [...] dampfen. Cobl. GB. Pf."
"Strack [...] Cobl. GB."
"Strampeln [...] E. GB. Cobl. Wirt."
"Strubelich [...] Cobl. GB. Pf. E."
"Stuppelrüben [...] W. GB."
"Süchtig, ansteckend. B. Gülch u. Berg."
"Sulper, Koth, Morast. Pf. GB."
"Tascheln [... Oest.] Platschen. E. Pf. GB."
"Tatzen [... Pf.] Lange Finger haben. GB. E."
"Tod. Er ist gut, um ihm [sic] nach dem Tod zu schicken, den Tod zu holen, er ist sehr langsam, nimmt sich zum gehen [sic] Zeit. B. Gülch und Berg."
"Tolpatsch [...] W. GB. E."
"Trachtel, Ohrfeige [...] Pf. GB. Danz. E."
"Treppeln [...] Trippeln. Pf. Gülch u. Berg."
"Tribuliren, vexiren, beunruhigen. B. Gülch u. Berg."
"Trillen, einen schikaniren, plagen, treiben. E. Pf. GB."
"Truckmäuser [...E. Oest. Pf.] feiner, zurückhaltender Mensch. E. Gülch u. Berg. Henneb."
"Trutschel [...] B. Pf. E. Augsb. Cobl. GB. Dud."
"Tummeln (sich) [...] Cobl. GB. Augsb. Pf."
"Türmel, Schwindel. [...] E. GB."
"Türmeln [...] E. GB."
"Türmlecht, türmlich, schwindlicht. E. GB."
"Ueberenzig, übriggeblieben. Cobl. GB."
"Uebertölpeln, betrügen. B. Gülch u. Berg."
"Ulrich rufen, sich brechen, das zuviel Getrunkene von sich geben. Pf. GB."
"Ungeneisig [...] Cobl. GB."
"Unkeit [... B.] Ungeheyt. Gülch u. Berg. Pf. E. Wirt."
"Unterwegslassen [...] Cobl. GB."
"Unverhuts, unvermuthet. Cobl. GB."
"Urzen [... Cobl.] Oerzchen. Cobl. GB."
"Verkrämern, verhandeln. Oest. Verkümmeln. GB. Pf."
"Verkümmeln [...] Pf. GB."
"Verleiden [...] Pf. GB. E."
"Verrammeln [...] Pf. GB."
"Versehen (einen), einem Sterbenden die Sakramente reichen. B. Gülch u. Berg. Pf. E."
"Vertuschen [...] Oest. Pf. E. Gülch und Berg. Cobl."
"Vettel [...] Cobl. GB."
"Wackeln [...] E. GB."
"Waffel (eine), ein großes Maul. Gülch u. Berg. Pf. E. Ansp. Nürnb. Wirt."
"Walchen, prügeln. B. Walken, Wackeln. Gülch u. Berg. Pf."
"Wassen, wachsen. Cobl. GB."
"Watschen [...] Oest. Gülch und Berg. [...] "
"Wieche, Dacht. E. GB. Pf."
"Wingert [...] Cob. GB."
"Wolf [...] reiten. B. Pf. GB. Augsb. E."
"Wuckeln, Haarlocken. Oest. Buckeln. B. Pf. Gülch u. Berg."
"Zahn. Es thut ihm kein Zahn mehr weh, er ist tod. Er hat Haar auf den Zähnen, er hat Muth, Verstand. B. Gülch u. Berg."
"Zauen (sich) eilen. Cobl. GB."
"Zerchen, zerren [...] E. Zergen. Cobl. GB."
"Zickel [...] Cobl. GB. "
"Zumpferlich [...] Oest. Pf. E. GB. Cobl."
"Zwickel [...] Pf. Cobl. GB."
Versuch / eines / Lehrbuchs / der / Fabrikwissenschaft / zum Gebrauch Akademischer Vorlesungen. / Von / D. Johann Heinrich Jung / Professor zu Heidelberg. / [Verlagsvignette] / - [eL] / Nürnberg, / in der Grattenauerischen Buchhandlung, 1785.
Ein (kommentierter) Nachdruck von S. 1-14, der Einleitung, findet sich in Johann Heinrich Jung: Aus Wirtschaft und Gesellschaft. Ausgewählte kleinere Abhandlungen. Hrsg. u. m. Anm. vers. v. Gerhard Merk. Siegen: Jung-Stilling-Gesellschaft (1992. - ISBN 3-928984-02-0.) = Jung-Stilling-Schriften Bd. 3, S. 116-135 (Überschriften vom Hrsg. und in modernersierter Rechtschreibung).
In diesem Lehrbuch findet sich ein Absatz über die Verfertigung von Ziegeln. In § 718 schlägt er eine Neuerung vor. 1790 ergänzte Jung seine hier bereits angedeutete Erfindung in einem Aufsatz. Den Text desselben finden Sie hier.
273
== -- ==
Sechstes Hauptstück.
Vom Ziegelbrennen.
§. 689.
Ziegel nennt man eine, je nach dem Zweck, aus
gemischtem Thon geformte Masse, welche durchs
Feuer, eine mäßige Steinhärte erlangt hat. Man
gebraucht sie zu allerhand Mauerwerken, zum Pfla=
stern, zum Dachdecken, u. s. w. Ihr Nuzzen ist vielfäl=
tig, besonders da, wo Holz und Bruchsteine selten
sind. In Holland ist dies der Fall, und da werden
auch die besten Ziegel verfertigt.
§. 690. Die Güte der Ziegel besteht darinnen,
daß sie hart und klingend sesyn müssen, sich nicht im
Wasser erweichen, oder durch den Frost abblättern;
diese Eigenschaften entstehen: 1) wenn die Erde die
gehörige Güte hat; 2) wenn sie kunstmässig bearbei=
tet wird, und 3) im Feuer den gehörigen Grad der
Hizze erhält. Ein reiner schwerer Thon der allzufett
ist, zieht sich im Feuer, schrumpft gar zu sehr ein, und
giebt keine sehr gute Ziegel. Ein grober magerer Thon
der zu viele wilde Erde in sich hat wird auch nicht fest
gnug; ist Kalk darunter, so zieht dieser nach dem
Brennen die Feuchtigkeit an, und verursacht das Blät=
tern odeer Bröckeln. Am besten ist jener reine fet=
te Thon, wenn er gehörig mit einem Sand vermischt
wird, der sich leicht verglast.
§. 691. Der Thon vermischt sich gerne mit dem
Wasser, und macht mit demselben eine Masse aus,
S die
274 Erster Abschn. Brennereyen.
Die nich viele Lufttheilchen in sich enthält; wird diese
Masse in diesem Zustand dem Feuer ausgesezt, so ent=
stehtdaher ein lockerer zerbrechlicher Ziegel. Jemehr
also durch Kneten und innigere Mischung des Wassers
und des Thons die Luft herausgearbeitet wird, deso
fester und dichter wird der Ziegel. Der reine Thon
widersteht dem Schmelzfeuer im hohen Grad, doch
bäckt er zu einer mittelmässigen Härte zusammen, wie
z. B. Die Tobackspfeifen [Tabakpfeifen], diese Härte ist aber zu
den Ziegeln nicht hinlänglich. Wenn der Thon mit
schmelzbaren Dingen vermischt wird, so verglast er
auch.
§. 692. Es ist bekannt daß es viele Erden, Stei=
ne, Sand u. d. g. giebt, welche in einem starken Feuer
grad zu einem harten, je nach der Reinigkeit des Kör=
pers, mehr oder weniger durchsichtigen Körper schmel=
zen, den man Glasa heist: dies ist wenn es kalt ist,
nicht dehnbar, sondern zerbrechlich; die meisten eror=
dern einen alkalischen Zusaz, um leichter schmelzen zu
können. Auf der Reingigkeit des Thons und der ver=
glasenden Materien, auf der Art ihrer Bearbeitung,
und auf dem Grad des Feuers dem man sie aussezt,
beruht die ganze Zubereitung aller Erdengeschirre, vom
Ziegel an bis zum Porzellan.
§. 693. Der Ziegel erfordert nur eine mittelmäs=
sige Steinhärte: er draf nicht zu glasig werden, da=
mit er im Feuer nicht zerspringe; desgleichen hat er die
Feinheit des Korns der andern irrdenen Geschirre nicht
nöthig, mithin sieht man nicht so sehr auf die Reinig=
keit der Materien, sondern nur auf eine solche Mischung
des Sands und des Thons, vermög welcher die Ma=
terie fähig ist, im Feuer in einen mittlern Grad der
Ver=
Sechstes Hauptst. Ziegel. 275
Verglasung überzugehen, oder zur Steinhärte zusam=
men zu sintern.
§. 694. Der gewöhnliche Thon wie man ihn
duurchgehends findet, ist von Natur schon mit Sand
vermischt; wenn diese Mischung gerecht ist, so kan er
so wie er da ist, zu Ziegeln gestrichen werden; ist er
zu sandig, so sezt man fetten Thon hinzu, und im
Gegentheil. Zu Gouda in Holland fischt man ei=
nen reinen fetten Thon aus der Yssel, und mischt dann
auch in gehöriger Verhältniß einen reinen Sand dazu:
auf diese Weise entstehen die besten vollkommensten Zie=
gel. Wo man aber die beyde Matterien nicht hat, da
muß man mit dem gewöhnlichen Thon Versuche im
Kleinen anstellen, bis man die rechte Materien, oder
ihre Verhältnüsse getroffen hat.
§. 695. Die Bereitung der Erden zu den Ziegeln
beruht auf der höchsten Zerkleinerung der Erdklösse, Rei=
nigung von allen Steinen, innigen Mischung mit
Wasser, und Bildung der Ziegel zu ihrem Zweck; al=
le diese Arbeiten sind nach Landesart, und Herkom=
men mehr oder weniger verschieden. Zu Havre in
Frankreich wird die Erde gegraben, dann läst man
sie an der Luft liegen, damit die Luft und Witterung
in sie würke, und das Zerkleinern befördere; diese Er=
de wird in eine grosse gepflasterte Grube gebracht, mit
Wasser durchnezt, und mit den Füssen fleissig durch=
einander geknetet; von hier bringt man sie in Stücken,
die mit dem Grabscheid abgestochen werden, in eine
kleinere Grube, wo sie abermal mit den Füssen recht
durchknetet wird bis sie ganz zähe ist. Während dem
Kneten pflegt man feinen Sand überzustreuen, danit
sich der zähe Thon nicht zu sehr an den Füsse hänge.
S 2 §. 696.
276 Erster Abschn. Brennereyen.
§. 696. Die bereitete Erde wird nun auf der
Werkstätte des Ziegelstreichers geformt: dies geschieht
auf einem Tisch, vermittelst einer hölzernen Rahm,
deren innerer Raum genau die Grösse, Figur und
Dicke des Ziegels hat: der Tisch wird mit Sand oder
Asche bestreut, die Form daraufgelegt, mit Erde an=
gbefüllt und gedrückt, und dann wird mit dem ange=
feuchteten Strichholz darüber hergefahren, um das
übrige wegzustreichen, und die Oberfläche glatt zu ma=
chen. Nun hält ein anderer ein Brett mit einem
Stiel an den Rand des Tisches, der Streicher schiebt
die Form darauf, hebt sie ab, und der Knecht trägt
den Ziegel auf das Trockengerüste.
§. 697. Dies steht unter einem Dch, es besteht
aus lauter übereinander liegenden Brettern, in solcher
Weite, daß die Ziegel aufwärts dazwischen Raum
haben, und die Luft überall durchstreichen kan; weder
Sonne noch Regen darf dabey kommen; webb hier die
Ziegel ordentlich lufttrocken geworden, so werden sie
gebrannt.
§. 698. Der Ziegelofen richtet sich in Ansehung
seines Baues und innerern Einrichtung, nach den
Brandmaterialien; wenn mit Holz gefeuert wird, so
wird ein anderer Ofen erfordert, als wenn man sich
der Steinkohlen und des Torfs bedient. Der franzö=
sische Ofen zu Havre ist der schönste und kostbarste,
dort wird mit Holz gefeuert; er ist viereckigt, die
Mauer ist doppelt, von Ziegelsteinen aufgeführt, zwi=
schen beiden ist ein Raum, den man mit Sand und
Steinen dicht ausfüllt, auswendig werden Strebepfei=
ler angelegt, und das ganze Gebäude steht in einem
Schoppen; an einer Seiten, in der Mitte seiner Hö=
he
Sechstes Hauptstück. Ziegel. 277
he läst man eine Thür zum ein= und ausbringen der
Ziegel, sie wird mit einer Mauer verschlossen, oben
ist der ganze Ofen offen.
§. 699. Zur Unterhaltung des Feuers hat es
drey Gänge nebeneinander; der Ofen wird durch zwo
Mauern die oben spizzig zulaufen in drey gleiche Theile
getheilt, diese Mauern können vier Schuh hoch, und
eben so weit voneinander entfernt seyn; die drey Gän=
ge zwischen denselben sind oben gewölbt, diese Gewöl=
be bestehen aus lauter einzelnen Schwibbögen, die ei=
nen Raum zwischen sich lassen, durch welchen die
Flamme empor steigen kan, dieser Raum ist aber etwas
enger als die Breite eines Ziegels beträgt, damit man
die rohe Ziegel darauf stellen könne, auch sind die
Schwibbögen selber nur so dick als es die Wölbziegel
mit sich bringen.
§. 700. Dieser Ofen wird nun folgendergestalt
mit rohen Ziegeln angefüllt: man macht mit den dick=
sten und massivsten Mauerziegeln den Anfang, diese
stellt man auf die hohe Kante, so daß sie mit einer Eck
auf diesem,mit der andern auf jenem Schwibbogen
ruhen, und etwa zween bis drey Finger breit vonein=
ander entfernt sind; auf diese erste Lage stellt man ei=
ne andere auf eben die Weise, ausser daß die Ziegel
mit den untern einen rechten Winkel machen müssen,
so fährt man Lage auf Lage fort, und sezt immer die
schwächern ein, bis der Ofen voll ist, oben wird alles
mit den dünnsten Dachziegeln und Fliesen zugedeckt.
Damit man während dem Einsezzen die Ziegelnicht
zertrette, so legt man Bretter darüber hin, auf wel=
chen man geht.
S 3 §. 701.
278 Erster Abschn. Brennereyen.
§. 701. Wenn der Ofen nun zugesezt, und die
Thür vermauert ist, so macht man unter jeden Gang
vornen ein kleines Feuer, dies schiebt man allmälig
zurück, und unterhält 40 Stunden lang ein schwa=
ches Feuer, um die Ziegel langsam auszutrocknen.
Damit sie nicht springen, alsdann feuert man in jedem
Gang allmälig stärker, bis alles in voller Glut ist.
Nun muß man aber wohl acht haben, daß kein Zie=
gel schmelze und verglase, dahe rmuß der Feuergrad
so regiert werden, daß zwar alles weis glüet, aber keine
glüende Materie herabtröpfelt, oder etwas weich wird.
Dies regieren geschieht, indem man entweder die obe=
ren Oefnungen mit Erde bedeckt, oder die Thüren zu
den Feuergängen zusezt.
§. 702. Wenn man endlich aus herausgenom=
menen Proben wahrnimmt, daß die Ziegel gar sind,
so macht man alle Oefnungen zu, und läst aller erkal=
ten; wenn etwa einer oder der andere Ziegel noh nicht
ausgebrannt wäre, so geschieht dies von selbst wäh=
rend dem abkühlen. Wenn dies geschehen ist, so
nimmt man die Waare heraus, und verkauft sie.
§. 703. Wenn man Ziegel ohne Ofen brennen
will, dies g eschieht wenn man Steinkoihlen hat; (auch
kan man Ziegelmeiler machen, die mit Holz und Torf
gebrannt werden) so legt man die Ziegeley an, da wo
man Thon fidnet, man ist dann nicht an einen be=
stimmten Ort gebunden. Die obere Dammerde wird
erst weggeräumt, dann gräbt man den Thon aus,
vermischt ihn mit Wasser, und behandelt ihn, wie
ich oben gelehrt habe, er wird auch auf eben die Weise
zu Ziegeln gestrichen, da man aber hier keine Trocken=
gerüste hat, so stellt man die neugestrichene Ziegel auf
den
Sechstes Hauptst. Ziegel. 279
den trockenen Boden hin, und macht Sonnen und
Regensichre Schirmdächer darüber her, bis sie trocken
sind.
§. 704. Der Ziegelmeiler mit Steinkohlen wird
folgendergestalt aufgerichtet: wenn die rohe Ziegel be=
ginnen trocken zu werden, so sucht man einen ebenen
trockenen Platz aus, und sticht je nach der Menge der
Ziegel ein gleichseitiges Viereck auf demselben ab;
eben so zeichnet man zu den Feuerlöchern, Gänge aus,
die Parallel nebeneinander hinalufen, und von der
Mitte eines Gangs bis zur andern 3 Schuh von ein=
ander entfernt sind, die Gänge gehen quer über von
einer Seiten zur andern, und sind ungefehr 14 Zoll
breit.
§. 705. Nun fängt man an den Meiler zu mauern:
wann man den Grund mit gebackenen Ziegeln bis über
die Schürlöcher legen kann, so ists besser, hat man sie
aber nicht, so nimmt man rohe dazu,man stgellt sie
aufrecht, aber nur einen halben Finger dick voneinan=
der, und streut zerstossene Steinkohlen dazwischen;
andere legen sie platt, doch ist erstere Methode besser.
Wenn man so hoch gemauert hat als die Schürlöcher
werden sollen, so füllt man die Gänge ganz mit Reis=
bündeln aus, die ein oder anderes dickes Stück Holz
in sich haben, dann deckt man die Gänge zu, und
wenn man etwas höher gekommen ist, so steckt man
schon in den Schürlöchern an.
§. 706. Dies anzünden beschleunigt das Aussez=
zen, weil der Meiler den Arbeitern unter den Füssen
heiß wird, es muß aber geschehen, denn er geräth als=
dann leichter in den Brand; die allenthalben zwischen
getreuten Steinkohlen entzünden sich und brennen die
S 4 Ziegel
280 Erster Abschn. Brennereyen.
Ziegel aus. Damit der Meiler nicht auseinander wei=
che, so führt man die Aussenseite etwas schräg ein=
wärts in die Höhe; und damit auch die äussern Zie=
gel ausbrennen können, so überzieht, oder bewirft
man den ganzen Ofen rund um, mit gut gewirktem
Thon in der Dicke eines Ziegels. Auch hier stellt
man die dickern Ziegel unten, und die dünnern oben.
Wenn der Meiler ausgebrannt ist, so sind auch die
Ziegel gar.
§. 707. Damit oben der Luftzug nicht zu stark
werde, so bedeckt man den Meiler erst mit platt ge=
legten Ziegeln, und dann mit Sand. In diesen Ofen
brennen aber die Ziegel lange nicht so vollkommen aus,
als in den gemauerten, daher sind diese jenen immer
vorzuziehen, wenn man nur Thon gnug in der Nähe
hat, daß es der Mühe werth ist, einen aufzuführen.
§. 708. In Holland werden die Mauer= und
Pflasterziegel auf die nemliche Art bearbeitet, und ge=
formt, weil aber mit Torf gefeuert wird, so ist der
Ofen von dem französischen verschieden: dieser Ofen
ist ein Viereck 31 bis 32 Schuh lang, 26 bis 27
breit und 18 hoch; er wird von Ziegelsteinen aufge=
führt, die Mauer ist unten 6 Schuh dick, und nimmt
in der Höhe etwas ab. Unten auf dem Boden, hat
jede lange Seite verschiedene gegeneinander überstehen=
de Löcher zu den Feuerkanälen, an einer Giebelwand
ist die Thüre zum ein= und ausbringen der Waare;
der ganze Boden ist mit Ziegeln gepflastert, und oben
ist der Ofennicht bedeckt.
§. 709. Das Einsezzen geschieht auf folgende Wei=
se: auf den Boden sezt man eine oder zwo Schichten
gebrannter Ziegel auf die hohe Seite, 3 bis 4 Zoll
weit
Sechstes Hauptst. Ziegel. 281
weit voneinander, diese Schichten bedeckt man mit
Binsenmatten, durch diese Schichten formirt man
schon die Feuerkanäle von einem Loch zum andern, dann
sezt man ungebackene Ziegel, und wenn man so hoch
gekommen ist, als die Löcher gehen, so deckt man die
Gänge auch mit rohen Ziegeln zu. Das Einsezzen
geschieht immer mit aufrechtstehenden Ziegeln, so daß
sie zum Durchzug des Feuers etwas voneinander ent=
fernt sind.
§. 710. Wenn der Ofen voll ist, so mauert man
an einer Seiten die Schürlöcher zu, und fängt nun
an der andern Seiten an zu feuern, so daß man alle
zwo Stunden neuen Torf hineinschiebt; dies dauert
24 Stunden, alsdann bricht man die gegenüberste=
hende Löcher auf, und mauert diese zu, und giebt da
nun auch 24 Stunden Feuer. So wird abwechselnd
5 bis 6 Wochen fortgefahren, bis die Ziegel recht aus=
gebrannt, und gar sind.
§. 711. Die Dachziegel, und Fliesen, welche
ganz dünne viereckigte Ziegel sind, und fürnemlich zum
Pflastgern der Backöfen und Cisternen gebraucht wer=
den, verfertigt man mit grösserm Fleiß, denn die Er=
de dazu wird erst in der Thonmühle bearbeitet und
zerkleint. Diese Thonmühle besteht aus einem Faß,
welches fest steht; in der Mitte steht eine aufwärtsge=
hende eiserne Welle mit vielen Armen rund umher,
diese Arme sind voller Messer, vom Mittgelpunkt bis
an den Umkreiß des Fasses; oben hat die Welle, einen
Hebebaum ab welchen ein Pferd gespannt, undso die
Welle mit den Messern herumgeführt wird.
§. 712. Das Faß wird voller Erde gethan, die
mit Wasser angefeuchtet worden, unten am Boden
S 5 hat
282 Erster Abschn. Brennereyen.
Hat es eine Oefnung, durch welche die zerarbeitete Er=
de heraus in eine Grube dringt; diese Erde hat nun
die Consistenz der Töpfererde, sie wird ferner unter
der Hand wie ein Brodteig gewürkt und dann geformt.
§. 713. Der Ofen zu den Dachziegeln und Flie=
sen ist viel kleiner als der vorige, und wie der franzö=
sische mit Schwibbögen gemauert, da aber mit Torf
gefeuert wird, so sind die Feuergänge viel enger, und
nicht so hoch, auch haben die Gänge an beyden Sei=
ten Schürlöcher, damit man auf die nemliche Art
wie bey dem andern Ofen alle 24 Stunden abwechseln
könne. Oft giebt man der Waare eine graue Farbe,
dieß geschieht auf folgende Weise: wenn die Ziegel gar
sind, so füllt man alle Gänge mit frischen Erlenwasen
die noch die Blätter haben, und macht dann alle Oef=
nungen zu, nach 8 Tagen bricht man den Ofen auf,
und findet nun alles grau, und die Reisbündel in gute
brauchbare Kohlen verwandelt.
§. 714. Die schwedische Ziegelkfabrik von Herrn
Carl Wynbld verbessert, hat viel vorzügliches,
welches mich veranlaßt, das wesentlichste hier einzu=
rücken: Man legt in Schweden runde Thonsümpfe
unter einem Schoppen an, welche ungefähr ¾ Elen tief
mit Thon angefüllt werden, der mit Wasser wohl
durcnezt ist; in diesen Sümpfen treibt man etliche
Ochsen so lang herum, bis der Thon gnug durchkne=
tet und zerarbeitet worden. Dies tretten mit dem
Vieh hat aber die Beschwerlichkeit, daß es oft mistet,
so daß man immer den Unrath wegschafffen muß, auch
kostet der Unterhalt viel, besonders weil es wegen der
schweren Arbeit nicht lange dauert.
§. 715.
Sechstes Hauptst. Ziegel. 283
§. 715. Daher hat man die die [sic] Tromme, oder
holländische Thonmühle eingeführt, ur mit der Ver=
besserung daß auch das Faß einwärts gehende Arme
mit Messern hat, zwischen welchen die beweglichen
Arme und Messer durchstreichen; und also den Thon
noch besser zermalmen. Diese Trommeln werden auch
durchs Wasser getrieben. Herr Wynblad schlägt ei=
ne Trommel vor, die zugleich die Ziegel streicht: die
Welle liegt horizontal über einem rund ausgehölten
Trog, in welchem der Thon durch die Messer an der
Welle zerschnitten wird. Durch eine leichte Einrich=
tung schiebt sich am einen Ende des Trogs, eine Lei=
terförmige Form auf dem Boden unter dem Leim durch
und ein Daum in der Welle, streicht die Ziegel in der
Form aus.
§. 716. Der Ziegelofen hat nur zwey Schürlö=
cher, und ist im lichten 10 Ellen lang 5 breit, und
8 Ellen hoch; er wird ganz von Bruchsteinen gemauert,
inwendig aber mit einer Fußdicken Ziegelmauer über=
kleidet, und oben mit Zuglöchern im Gewölbe verse=
hen. Das ganze Gemäuer stght unter einem Dach.
Das Einsezzen der Ziegel geschieht wie in den hollän=
dischen Ofen, nur mit dem Unterschied, daß rund um
an der Mauer eine Zeile Ziegel in einer schiefen Lage
gesezt werden, um die Zwischenräume zu vergrössern,
und hier dem Feuer mehr Zug zu geben, daher befin=
det sich auch in jeder Ecke eine Zugröhre zum Dach
hinaus. Je nach der Grösse des Werks wird auch
der Ofen vergössert, und mit mehreren Schürlöchern
versehen.
§. 717. Die Schürlöcher müssen mit eisernen
Thüren verschlossen werden können; das Brennen ist
wenig
284 Erster Abschn. Brennereyen.
wenig von obigen Methoden verschieden; man feuert
anfänglich gelind, nach undnach stärker; und wenn
alles im Ofen glüet, so verschliest man die Schürlö=
cher; oben auf dem Gewölbe aber, welches man sich
durch eine Creuzlinie in vier Viertel getheilt, vorstellt,
macht man ¾ der Zuglöcher ganz zu, so zieht sich die
Hizze nach dem offenen Viertel; nach drey Stunden
macht man das offene Viertel zu, und öfnet ein an=
ders, bis man in 12 Stunden herum ist, dann ver=
schliest man alles,und lästs erkalten. Auf die Wei=
se brennen alle Ziegel allmälig aus.
§. 718. Zum Schluß muß ich meinen eigenen
Vorschlag zu Verbesserung der Ziegelfabrick mittheilen.
Das Treten des Thons von Thieren und Menschen ist
immer zu weitläuftig, und zu kostbar: warum sollte
ein Stampfwerk, wo eine Daumwelle hölzerne Stam=
pfen in einen Trog hebt, und fallen läst, nicht die be=
ste Würkung thun? Der Thon wird mässig mit Wasser
befeuchtet, und in den Trog gethan; wenn er gnug
durchknettet und zäh gnug ist, so nimmt man ihn
heraus, und sezt frischen ein; um das Anhängen an
die Stampfen zu verhüten, streut man zuweilen fei=
nen Sand.
§. 719. Zum Streichen kan Wynblads Vor=
richtung angewendet werden; oder auch mein folgender
Vorschlag: Ein langer Tisch hat auf beyden Seiten,
handhohe Leisten, zwischen diesen liegt ein hölzernes
Gitter, dessen Latten die Dicke, und dessen Fächer die
Grösse eines Ziegels haben; der Thon wird über das
Gitter verbreitet und eine schwere Walze darüber her=
gezogen, diese drückt den Thon in das Gitter, wodurch
dann auf einmal so viel Ziegel gestrichen werden, als
Fächer
Sechstes Hauptst. Ziegel. 285
Fächer in dem Gitter sind; hinter der Walze her,
schiebt man ein scharfes Brett über das Gitter, und
schneidet so den Thon glatt weg, der sich auf das Holz
desselben angedrückt hat: so wird man wenigstens 40
bis 48 Ziegel in ein paar Minuten streichen können.
§. 720. Obgleich der oben beschriebene französi=
sche Ofen vortrefflich ist, so sind doch die schwache
Schwibbogen dem Zerbrechen und vielfältiger Re=
paratur unterworfen; dies zu vermeiden würde ich nur
die zwo Mauern in der Mitte ausführen, die Schwib=
bögen aber weglassen, und an deren Stelle die Gänge
mit rohen Ziegeln wölben oder zudecken, so wie auch
in den andern Ofen geschieht; auch gefällt mir nicht,
daß der Ofen oben offen ist, ich richtete ihn also auf
schwedische Art mit einem Gewölbe und Zuglöchern
ein.
§. 721. Das Ziegelbrennen ist abermal ein wich=
tiger Gegenstand der Gewerbleitung:
1) Da das Bauholz eines Theils in den mehre=
sten Ländern rar wird, und andern theils wegen dem
Feuer gefährlich ist, auch an vielen Orten ndie Bruch=
steine theuer, oder übel zu bekommen sind, so muß
das Ziegelbrennen auf alle Weise befördert werden,
damitman Mauer= Pflaster= und Dachziegel in gnug=
samer Menge, Güte, und Wohlfeilheit allenthalben
haben könne.
2) Zu dem Ende müssen Chymicker [Chemiker], und Natur=
kundige aufgemuntert werden, alle Erd= und Thonart=
ten zu untersuchen, wo sie im Lande zum Ziegelbrennen
tüchtig sind, damit man allenthalben Ziegeleyen er=
richten könne, wenn irgendwo etwas gebaut, gepfla=
stert
286 Erster abschn. Brennereyen.
Stert oder gedeckt werden soll, auf daß der Transport
die Waare nicht vertheuern möge.
3) Aus eben dem Grunde müssen sich die Ziegel=,
brenner auf die beste Methode, in Meilern Ziegel
zu brennen, legen, denn man kan nicht überall Zie=
gelofen bauen, sie würden die Kosten nicht auswerfen.
4) Indessen kan man doch wo Thon gnug ist, ei=
ne beständige Ziegeley anlegen, weil die guten Dach=
ziegel, Fleisen, Wölbsteine, oder auch wohl Mauer=
steine, zu geringerem Bauwerk einigen Transport er=
tragen können.
5) Endlich muß man auch besonders auf die Gü=
te der Waare sehen; damit in einer so wichtigen Sa=
che als ein Gebäude ist, der Unterthan nicht betrogen
werde; ein Schaugericht von Mauerern, Baumei=
stern u. d. g. Sollte allemal einen Brand besichtigen,
und das Schadhafte auswerfen.
= = = = = = =
Siebendes Hauptstück.
Von der Töpferkunst.
§. 722.
e
Der wenig bekannte Aufsatz sei hier wiedergegeben.
Von einem Kollegen Jungs wurde er 1803 neu herausgegeben und mit weiteren Kupfern versehen.
Siehe dazu auch hier den "Vorläufer" der Erfindung in Jungs Lehrbuch von 1785.
Heinrich Ernst entwickelte 1801 einen "sehr einfachen Streichtisch zur Anfertigung von Braunkohlenziegeln". Von ihm mein jedoch ein Rezensent: „Von der Form, die Braunkohlen zu Ziegeln zu streichen, dünkt uns die weit vortheilhafter zu seyn, welche der Hofrath Jung in Riems auserlesener Sammlung, 2ter Bd. 1te Liefr. 1792. S. 10-20 beschrieben, und ebenfalls in einem Kupferstiche abgebildet hat; die schon zu Abformung von 28 Mauerziegeln gut ist, und daher um so mehr zu Braunkohlenziegeln dienen tann, weniger kostspielig ist, und auch wenigere Arbeiter erfordert, wenn Jungs Vorschrift gehörig befolgt wird.“
Titel der Ausgabe:
Anzeige / der / Leipziger ökonomischen / Societät / von / der Michaelismesser 1790. / [Vignette] / = / Dresden, / gedruckt bei Carl Christian Meinhold.“
Hefttitel:
Anzeige / der / Leipziger ökonomischen / Societät / von / der Michaelismesser 1790. / - / Wahl eines Direktors. [...]
10 =-=
Neue Ziegelstreichmaschine.
Der Herr Hofrath, Professor Jung, zu Mar=
burg, hat als unser schätzbares Mitglied, Vorschläge
zu Verbesserung der Ziegelbrennereyen eingesendet,
die man sehr interessant befand, und solches ihres
weitumfaßenden Nutzens wegen, mit Folgendem hier
einrückt.
Es sagte der Herr Hofrath im Eingange, daß
die Ziegelbrennerey sehr nützlich sey, bedürfe keines
Beweißes: daß sie aber in einem noch weit höhern
Grade seyn könnte, wenn, statt so vieler Menschen,
einfache Maschinen arbeiteten, vermittelst welcher
man viel wohlfeilere und doch vollkommenere Waa=
ren in kürzerer Zeit zu liefern in Stand gesetzt würde;
sey ebenfalls keinem Zweifel unterworfen. Die Frage
wäre also nur: ob eine solche Verbesserung möglich
sey? Er beantwortete dieses bejahend, und übergab
sachkundigen Lesern seine Vorschläge zur Prüfung;
die dann wörtlich also lauten.
„Ich weiß wohl, das es heut zu Tage einsichts=
volle Männer giebt, die gegen die Erfindung von Ma=
schinen einen Eckel haben, indem sie glauben, daß
sie den Arbeitsleuten Brod und Verdienst rauben.
Allein, wenn man von jeher so gedacht hätte, wo
wären
=-= 11
wären dann jetzt die Weberstühle, die Strumpf=
stühle und so manche wohlthätige Erfindungen? -
Ich will lieber zwanzig Strumpfweber, als zwanzig
Strumpfstricker haben, denn jene arbeiten mehr und
wohlfeiler als letztere. Zudem sind auch die ersten
glücklicher, indem sie mehr verdienen können. Die=
sen Satz wende man auf die Maschinen, Erfindun=
gen, und also auch auf die meinige an. Wenn
man guten Thon und genugsame Brennmaterialien
hat, so beruht nun alles auf einer sorgfältigen Be=
arbeitung des Thons; auf einer Einrichtung, nach
welcher eine große Anzahl Ziegeln in einer kurzen Zeit
mit geringer Mühe und wenigen Kosten gestrichen
werden können; und dann auf dem vollkommenen
Aus= oder Garbrennen derselben in einem wohlein=
gerichteten Ofen. Diesen letzteren Punkt berühre ich
nicht, weil dazu nur ein geschickter Werkmeister er=
fordert wird; hingegen in der Bearbeitung des
Thons und im Ziegelstreichen ist noch gar vieles zu
verbessern; denn die vielen Menschen, di ehier erfor=
dert werden, und die Langsamkeit der Arbeit, machen
eben diese nützliche Baumaterialien kostbar.
Wenn man den Thon mit Wasser vermischt, und
aus dieser Masse ohne weitere Vorbereitung Ziegeln
brennt, so sind sie sehr mürbe, sie zerbröckeln leicht,
und
12 =-=
und taugen gar nicht. Die Ursache liegt vorzüglich
in der Luft, welche mit der Masse vermischt ist: jene
dehnt sich im Feuer sehr aus, und bildet allenthalben
Zellen und Bläschen; so, daß der Ziegel im Bruche
dem Bienen=Roß gleicht, folglich gar keine Festigkeit
hat. Aus diesem Grunde ist es nöthig, daß man
die Thonmasse vielfältig knäte, durcharbeite und zäh
mache; damit so viel wie möglich alle Luft herausge=
bracht werden möge.
Dieses Knäten und Durcharbeiten hat einen noch
nicht so erklärbaren, aber nichts desto weniger einen
sehr wichtigen Nutzen. Es ist bekannt, daß alle
weiche Massen durch jene Bearbeitung immer zäher
und dehnbarer werden; das glüende eisen, das
Schusterpech und der Mehlteig sind davon bekannte
Beyspiele. Vermuthlich bekommt die Materie durchs
Ziehen und Knäten eine faßrichte Textur, indem sich
die Urtheilchen an einander reihen und so fester zu
sammenhängen. Vielleicht ist auch dieses zugleich
eine Würkung der herausgetriebenen Luft. Genug,
die Sache ist wahr; und je mehr die Ziegelmasse ge=
würkt und geknäten wird, desto beßer werden – wenn
alles andere Nöthige nicht unterlaßen wird – die
daraus verfertigten Waaren.
von
=-= 13
Von der Richtigkeit dieses Satzes ist man auch
allenthalben überzeugt, und man hat deßwegen hin
und wieder die alte Art, nach welcher Menschen oder
Thiere mit den Füßen den Thon knäten, durch Thon=
mühlen zu verbessern gesucht. Eine Verbesserung die=
ser Art findet sich von Carl Wynblad im Schauspiel
der Künste und Handwerker, dem 7. Bande.
Auch wird die Thonmasse zu den vortreflichen
Holländischen Ziegeln durch Thonmühlen vorbereitet.
Indessen gestehe ich aufrichtig, daß mir die ganze
Einrichtung noch nicht genüget: denn die Thonmüh=
len können den Thon wohl verfeineren, aber zäh und
dehnbar können sie ihn nicht machen.
Ich fiel daher auf den Gedanken, ob nicht eine
Art von Stampfmühle alles nach Wunsch leisten
mögte: ich schlug sie auch in meinem Lehrbuche der
Fabrikwissenschaft, wiewohl noch unvollkommen
vor; hier aber will ich das endliche Resultat meines
Nachdenkens völlig entwickeln.
Wenn ordentliche gewöhnliche Stampfen in einen
Trog fallen, der mit Thonmasse angefüllet ist, so
wird sich jede Stampe ein Loch graben; und da die
Masse steif seyn muß, so wird die Stampfe immer
wieder
14 =-=
wieder in dasselbige Loch fallen, und alllso nicht knä=
ten; folgende Vorrichtung wird aberjeden Wunsch
erfüllen. Man baue eine Stampfmühle mit ihrer
Daumwelle, die durch Wasser, Wind und Pferde
getrieben werden kann. Die Stampfen werden von
hartem Holze, etwa 70 bis 80 Pfund schwer, gemacht:
sie brauchen keine eiserne Schuhe zu haben; auch dür=
fen sie nicht von einander entfernt seyn, sondern sie
müssen sich unter einander locker berühren, damit die
Thonmasse im Troge nicht zwischen ihnen hinauf stei=
gen könne. Der Trog wird zwey Schuh breit und
eben so tief, und von Bohlen fest gezimmert; seine
Länge richtet sich nach der Anzahl der Stampfen
und diese nach der Anlage der Ziegelbrennerey.
Die Stampfen müssen unten fast so breit seyn,
als der Trog weit ist, das ist etwa 2 Scuh, weni=
ger einen Zoll; dann werden sie auch unten abgerün=
det; ihre Figur seheman auf der I. Kupfertafel Fig.
I, bey g.
Wenn der Trog etwa auf 2/3. mit Thonmasse an=
gefüllt ist, und man läßt nun die Stampfen arbeiten;
so werden sie, da sie dicht neben einander liegen, und
wechselweise stampfen, sich immer die Masse zu=
schieben, und sie allso in sehr kurzer Zeit zäh machen.
Um
[Kupfer]
15 =-=
Um diese einfache und leichte Einrichtung voll=
kommen zu verstehen, nehme man das hieher gehörige
Kupfer zu Hand. Man sehe die I. Taf. Fig. 2; a ist
ein Tisch, dessen Länge, je nach der Größe des Werks,
sich auf 18 bis 20 Schuh erstrecken kann: die Breite
muß so seyn, daß sich zwey Männer, die auf beyden
Seiten stehen, die Hände geben und allso den Tisch
überreichen können; die Höhe ist wie bey Tischen ge=
wöhnlich. Auf beyden Seiten sind Leisten, deren
Höhe auch ziemlich willkührlich ist; doch darfihre
Breite nicht so groß seyn, aus Ursachen, die sich
aus dem Gebrauche des Werkzeugs leicht errathen
laßen.
Zwischen beyden Leisten liegt ein Gitter auf dem
Tische, dessen Fächer die Ziegelformen sind. Es ver=
steht sich allso von selbst, daß die Gitterstangen ge=
rade so dick seyn müßen, als die Ziegel dick werden
sollen; ferner, daß ihre Entfernung von einander
durch die Länge und Breite der Ziegel bestimmt wird,
und daß man dieser Gitter so viele haben müße, als
es Arten vo Ziegeln giebt. Bey Dachziegeln, die
einen Haken haben, müssen die Queerstangen so
breit seyn, daß man den Zapfen jenes Haakens *)
hin
*) Diese Haaken, oder in einigen Gegenden sogenannten
Nasen, können bey dieseer Methode noch auf eine
leich=
=-= 17
hineinschneiden kann, und doch die Queerfstangen noch
Strärke genug behalten.
Der Tisch sowohl, als auch das Gitter, müßen
sehr glatt gehobelt werdcen, damit sich letzteres auf
dem ersten leicht hin und her schieben lasse; und eben
deßwegen muß auch das Gitter etwas schmäler seyn,
als die Breite zwischen den Leisten beträgt.
Die Walze b besteht aus Gußeisen, sie ist gerade
so lang, daß sich zwischen den zweyen Leisten, ohne
sich zu klemmen, herum drehen läßt. Dann hat sie
zwey Zapfen, und an jedem eine Kurbel; jeder Za=
pfen muß am Ende viereckigt seyn, um die Kurbel
daran befestigen zu können.
Wenn
leichtere weise an die Ziegeln gemacht werden, näm=
lich: man darf nur auf jeden Tisch ein apartes und
wie jenes bewegliches Tischblatt anbringen: in wel=
chem jede Nase ein geschnitten wird, so, daß sich solche
an jedem Ziegel nun zugleich mit formet. Am obern
Theile des Gitters sind hierbey immer die Rücken
der Ziegeln, die man daselbst nach der gewöhnlichen
Streichart mit den Fingern überfährt, und damit die
an den Ziegeln sichtbaren Striche als ein Zeichen der
Oberseite giebt. Dieß bewegliche Tischblatt wird dann,
wenn die Ziegeln nach des Herrn Verfaßers bald fol=
genden Beschreibung geformt sind, mit einem Brett
bedeckt, und so, sammt allem umgewandt, worauf
man jede Reihe Ziegeln, auf eben die art heraus
nimmt, als solches der Herr Verfaßer jetzt noch
lehret.
B
18 =-=
Wenn man nun Ziegeln streichen will, so wälzt
man die Walze hinter das Gitter zurück; dann sticht
man Stücke mit einem Grabscheit, in hinlänglicher
Dicke, von wohlgearbeitetem Thone ab, bedeckt damit
das Gitter allenthalben von hinten bis vornen, so,
daß keine Lücke leer bleibe: und nun stellen sich zwey
Arbeiter an die Kurbeln, und wälzen die 2 bis 300
Pfund große Walze über den Thon bis vorn ans
Ende weg, und so auch wieder hinter das Gitter zu=
rück.Jetzt sind alle Formenmit Thon, und zwar
weit dichter angefüllt, als es einem Manne mit der
Hand zu bewürken möglich ist. Da aber mehr Thon
aufgetragen wird, als die Ziegeln erfordern, so wird
oben das ganze Gitter damit bedeckt: um diesen über=
flüßigen Thon nun weg zu bringen, so bedient man
sich des Werkzeugs Fig. 3, c; indem man es hinten an
der Krücke d anfaßt, mit der Schneide e vorn auf
das Gitter ansetzt, und so damit, nach hinten zu,
allen überflüßigen Thon über das Gitter hinweg=
schabt. Daher muß auch die Oberfläche deßelben
glatt gehobelt seyn, damit die Schabe leicht darüber
hinweg gleiten möge. Diese Schabe wird aus Eisen
und vorn scharf gemacht, damit sie leicht durchschnei=
den könne.
Wenn nun die überflüßige Thon weggebracht
worden, so wird vorn, bey Fig. 2, ff, ein Brett vor
den
=-= 19
den Tisch gehalten; dann zieht man mit den Grifffen
ff das Gitter so weit an, bis die erste Zeile über dem
Brette ist, und drückt dann einen Ziegel nach dem
andern aus seiner Form heraus; so fährt man fort
bis das Gitter leer ist. Wäre die ganze Einrichtung
groß, so würde das vollgestrichene Gitter für zwey
Männer zu schwer seyn: ind iesem Falle mache man
an jedem Griff, bey f, ein Seilfest; beyde giengen
alsdann erst an eine Welle oder Erdwinde, die durch
einen Hebebaum herum gedreht würde, und auf
welche sich die Seile aufwickelten. In diesem Falle
würden auch zwey Leisten nöthig seyn, die vom Tische,
gegen jene Winde zu, befestigt werden müßen, damit
das Gitter, wenn es über die Hälfte vom Tische weg=
geschoben wäre, darauf ruhen könnte.
Ueberhaupt würde sich bey Ausführung dieses
Vorschlags noch allerhand Nützliches und die Arbeit
Erleichterndes erfinden und anbringenlaßen; und
ich bin gewiß, daß durch eine so große Ersparniß an
Arbeitslöhnen, verbunden mit der Verfertigung einer
großen Menge Waare, in kurzer Zeit die Ziegeln
um ein Beträchtliches wohlfeiler dürfften abgeliefert
werden können, als bisher.
Ich brauche wohl nicht zu erinnern, daß vor dem
Auftragen des Thons, Tisch und Gitter mit Asche
B 2 oder
20 =-=
oder Sand bestreut werden müßen, damit die Masse
nicht ankleben möge.“
So weit der Herr Verfasser. Wenn nun die
Hauptdeputation der ökon. Gesellschaft durch einige
praktische Proben ein und das andere zu Erleichterun=
gen und Verbesserungen dieses trefflichen Verfahrens
eerlangen kann; so wird man nicht ermangeln, solches
in den Anzeigen künftig nachzubringen. Zu gleichem
Endzwecke empfiehlt man diese Methode sämmtlichen
Herrn Mitgliedern. Inzwischen dankt man aber für
diesen sich zur Praxis qualificirenden Aufsatz unserm
so gefälligen Mitgliede, Herrn Hofrathe Jung, auf
das verpflichtetste hierdurch öfffentlich, mit der hinzu=
gefügten Bitte, welche unsern sämmtlichen Herren
Ehren= und correspondirenden Mitgleidern an ihr
patriotischeds Herz gelegt wird; uns öffters mit so ge=
meinnützigen und in der Ausübung praktisch mögli=
chen Aufsätzen zu beehren, und sich dadurch als flei=
sige Mitglieder auszuzeichnen.
192 =-=
[...]
b) An Modellen, Zeichnungen und Produkten
[...]
4.) Zeichnung von einer vielfachen Ziegelforme, von
dem Herrn Profeßor Jung zu Marburg.
[...]
[S. 1:] „Ueber / Reliquien / - / ein / Auszug / aus dem Lateinischen / des / Herrn Hofraths Jung / - / von / J. A. C. Thon / Predigern zu Oppershausen bey Langensalza / in Thüringen. / [Vignette] / - / Hannover, / Im Verlage der Schmidtischen Buchhandlung. / 1784.“
„Joannis Henr. Jungii, ICti, M. Britan. / Regi Elect. Brunsv. Luneb. a Consil. Aulae & Con= / sistorii, Biblioth. Regio - Hanoveranae Praefecti, Aug. / Domus Guelficae Historici - Disquisitio antiquaria / de Reliquiis & profanis & facris earumque cultu. - / Accedit Lipsanographia, s. Thesaurus Reliquiarum / Electoralis Brunsvico-Luneb. editio quarta, animad- / versionibus aucta & Tabb. aeneis illustrata. 1783. / 104 S. und 94. S. nebst 21 Kupfertafeln.
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