In der Briefedition lautet S. 278 die Anm. 4 zu Solyma:
„Symbolisch-geographischer Begriff Jung-Stillings: endzeitlicher Bergungsort, Friedensreich; zuerst im 4. Band des Heimweh-Romans, dann oft verwendet; wohl Verkürzung des griechischen Hierosolyma = Jerusalem, vermutlich die vermeintliche griechische Version des hebräischen Schalom.“
Zu korrigieren ist diese Angabe:
In Jungs Roman „Die Geschichte Florentins v. Fahlendorn.“ liest man schon 1781:
„Der Greis heißt Christian Gottlieb Pracht, ist von Geburt ein Sachse; dem Thale, was er besitzt, hat er den Namen Solyma gegeben, und jede einzelne Wohnung hat einen biblischen Namen, doch hat er dabei immer auf den Wohlklang gesehen.“
und bereits 1795 im „Heimweh“ Bd. 3, Buch 1, (Ausgabe Sam S. 423):
„will ich mit meinen Lesern ausmachen, daß wir das unnennbare Land des Friedens, unter uns, Solyma nennen wollen“
Solyma; nach Josephus; dazu Zedler Bd. 38, Sk-Spie, 1743, Sp. 673: „dieser Name wird, wie bekannt, auch der Stadt Jerusalem beygeleget.“; „auch die bekannte Stadt Salem durch Solyma aus[gedrückt]“; dazu Zedler Bd. 33, S-San, 1742, Sp. 870 f.
Siehe auch:
Baumann, Thomas: Jung-Stilling und die Französische Revolution. Dem Andenken meines verehrten Lehrers Klaus Deppermann. - In: Pietismus und Neuzeit. Ein Jahrbuch zur Geschichte des neueren Protestantismus. I. A. der Histor. Kommission zur Erforschung des Pietismus hrsg. v. Martin Brecht, Friedrich de Boor, Klaus Deppermann, Ulrich Gäbler, Hartmut Lehmann u. Johannes Wallmann. Bd. 16, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1990, S. 132-154. (Zugl. veränd. Magisterarbeit von 1987.)
Vgl. dazu auch (anläßlich der Briefausgabe nach derselben):
Petrov, Sergej: The Pursuit of Solyma: Johann Heinrich Jung-Stilling’s Letters as Part of His Spiritual Autobiography. – In: University of Calgary. Historical Papers 2007: Canadian Society of Church History S. 31-41.
Martin Völkel gibt zum Grauen Mann, H. 11, 1801, S. 317 die Anm.:
„Das Wort Solyma ist abgeleitet von Ierosoluma (Jerusalem), neben Ierousalhm aus der Septuaginta übernommene gebräuchliche Namensform Jerusalems. – Für Jung-Stilling ist – das hier noch mit unbestimmtem (!) Artikel versehene – Soly(i)ma der „Bergungsort“ der wahren Gläubigen in endzeitlicher Bedrängnis. – „Diese liebende Seelen, diese wahren ächten Philadelphier sollen für der grosen Versuchungs=Stunde sicher seyn. Bedenkt das Ihr Lieben! Für diese und nur für diese allein, ist der Bergungs=Platz, das Solima bestimmt“ (Graue Mann, H. XXVI, S. 285). – Daß dieses „Solyma“ in Rußland zu suchen sein könnte, erwähnt XI 320 erstmalig, so auch XXI 567 „das westliche Asien“. Gegenüber dem Heimwehroman und seiner eher symbolisch-allegorischen Darstellung des „Ostens“ als wahrer Heimat der Christenheit; siehe: Hahn: Jung-Stilling zwischen Pietismus und Aufklärung S. 142 ff.; doch vgl. Max Geiger: Aufklärung und Erweckung, S. 290 f., ist im Grauen Mann das Solyma als realer Bergungsort im Osten deutlich konkretisiert. Freilich ist es mit „dem Ziehen nach Rußland“ „noch viel zu früh“ (XXX 536). Entsprechend schließt der Graue Mann mit der eher nüchternen Versicherung, niemand sei „sicherer als der, der den wahren reinen Weg des innern verborgenen Lebens mit Christo in Gott wandelt“(XXX 529). „Die wahren Verehrer unseres Herrn bleiben ruhig auf ihrem Posten, ein jeder in seinem angewiesenen Beruf, auch dann noch, wenn der Mensch der Sünden da ist und allgewaltig herrscht“ (XXX 537). – Vgl. Gerhard Schwinge: Jung-Stilling als Erbauungsschriftsteller, S. 133 ff.“
Beiden Gelehrten ist folgende Information unbekannt:
Es ist sicherlich Leopold Friedrich Günther von Göckingk/Goekingk (geb. Gröningen bei Halberstadt 1748, gest. Wartenberg (Schlesien) 1828), der in der Zeitschrift „Deutsches Museum“ 1781, 1. Bd., S. 409-431, die „3. Fortsezung der Briefe eines Reisenden durchs Elsaß.“ geschrieben hat, die im Dezember 1780 ihren Ursprung haben. Im 4. Stück vom April 1781 nennt Göcking auch Jung-Stilling: „Jung, ein offener, rechtschaffener Mann, und in seiner Familie, wie es mir schien, recht glüklich“.
Zuvor im dritten Teil S. 428 heißt es hier:
„Izt muß ich Dir erklären, was ich unter dem neuen Jerusalem verstanden, und woher ich disen Ausdruk entlehnt habe? Ich fand dieser Tagen bei einem der hiesigen Gelehrten ein Buch folgenden Titels: Amusements des Eaux de Schwalbach, des Bains de Wisbaden et de Schlangenbad, avec deux relations curieuses, l’une de la Nouvelle Jerusalem, et l’autre d’une Partie de la Tartarie Independante, avec des Fig. à Liège. 1740. 8. Der Anfang des Titels hätte mich nicht gereizt. Denn die Amusements des Eaux haben sonsten wenig Besonders. Aber das neue Jerusalem wolte ich kennen lernen, und fand auf dem Kupfer, das es vorstellen solte, den völligen Plan von – Manheim. [... ‚ …] von dem Aufsaze, der zum Titel hatte: La N. Jerus. ou le Paraguay des Vangions.’ [...] ich bat mir das Buch von dem Gelehrten aus, und fand in demselben eine freimüthige Schilderung des damaligen Zustands des pfälzischen Hofs, von einem so genannten Lavoy, premier Comedien de la Cour. Manches mag noch passen.“
Als mutmaßliche Verfasser des Werks werden oft genannt:
(falsch) Pierre-Joseph de La Pimpie, chevalier de Solignac, geb. Montpellier 1687, gest. Nancy 28.02.1773; Sekretär des Königs Stanislaus in Nancy und ständiger Sekretär der Akademie von Nancy.
oder tatsächlich, wie R(udolf). Sillib: „Der Verfasser der Amusemens des Eaux de Schwalbach.“ (Mannheimer Geschichtsblätter Jg. 5, April 1904, Nr. 4, Sp. 89-90) nachweist:
David François Merveilleux (ursprgl. Wunderlich; geb. Neuchâtel 12.08.1652, gest. 1712; n. A. 1665-1748); meldet.
Das Werk erschien 1738 ff. in Leipzig: Friese und zeigt als Titel:
„Amusemens des Eaux de Schwalbach, des Bains de Wisbaden et de Schlangenbad. Avec deux Relations curieuses; l’une de la Nouvelle Jerusalem; Et l’autre d’une partie de la Tartarie Independante. Avec des Figures en Taille-douce. Nouvelle Édition. [Vignette] A Liege, Chez Everard Kints. MDCCXXXIX.“ (1739); S. 50 ff.: „La Nouvelle Jerusalem, ou le Paraguay des Vangions, Par le Sr. Lavoy, Prémier Comédien de la Cour.“, es folgt zwischen S. 50-51 der Stadtplan des Neuen Jerusalems (= Mannheim) und die Karte des Rheingebiets; zu S. 76 ein weiterer Plan.
„Amusemens des Eaux de Schwalbach, des Bains de Wisbaden et de Schlangenbad. Avec deux Relations curieuses; l’une de la Nouvelle Jerusalem; Et l’autre d’une partie de la Tartarie Independante. Avec des Figures en Taille-douce. Nouvelle Édition. [Vignette] A Liege, Chez Everard Kints. MDCCXXXX.“ (1740); S. 50 ff.: „La Nouvelle Jerusalem, ou le Paraguay des Vangions, Par le Sr. Lavoy, Prémier Comédien de la Cour.“, die Kupfer sind nachgebunden.
Der Plan zeigt tatsächlich Mannheim. Vielleicht war Jung diese Gleichsetzung bekannt. Möge die Spezialforschung dies bearbeiten.