Back to Top
 
 
 

 

"einzelne Stellen, welche erzieherische Bedenken erregten"

 
 
Christian Nostiz gab in einer mit Anmerkungen versehenen Ausgabe die "Jugend" heraus. Dabei merzte er "einzelne Stellen, welche erzieherische Bedenken erregten" aus.
Heinrich Stillings Jugend. – Herausgegeben und mit Anmerkungen und einem Anhange versehen von Christian Nostiz. – Preis 60 Pfg. – – Weidenau (Sieg). Druck von Max Müller. – Deutsches Buchhaus Breitenbach & Co., Siegen. [o. J., etwa 1913
  
Für ein sittlich gefestigtes Publikum seien hier – nach einem flüchtigen Vergleich mit der Lebensgeschichte (hrsg. v. Benrath) – diese Stellen genannt.
 
 
LG S. 3 f.:
Dabei sind alle meine Kinder groß, sie haben schreiben und lesen gelernt, sie können ihr Brod verdienen, und haben mich und meine Margrethe bald nicht mehr nöthig.
"Nöthig? – hat sich wohl! – Wie leicht kann sich ein Mädchen oder Junge verlaufen, sich irgend mit armen Leuten abgeben, und seiner Familie einen Klatsch anhängen, wann die Eltern nicht mehr Acht geben können!“
Vor dem allen ist mir nicht bange. Gott Lob! daß mein Achtgeben nicht nöthig ist. Ich hab' meinen Kindern durch meine Unterweisung und Leben einen so großen Abscheu gegen das Böse eingepflanzt, daß ich mich nicht mehr zu fürchten brauche.
 
Dies wird S. 7 f. zu:
Dabei sind alle meine Kinder groß, sie haben schreiben und lesen gelernt, sie können ihr Brot verdienen und haben mich und meine Margarete bald nicht mehr nötig. Ich hab' meinen Kindern durch meine Unterweisung und Leben einen so großen Abscheu gegen das Böse eingepflanzt, daß ich mich nicht mehr zu fürchten brauche.
 
 
S. 6:
Der alte Stilling stocherte seine Zähne mit einem Messer, denn das war so seine Gewohnheit nach Tische zu thun, wenn er auch schon kein Fleisch gegessen hatte.
 
Dies wird S. 10 zu:
Der alte Stilling stocherte seine Zähne, denn das war so seine Gewohnheit nach Tische zu thun, wenn er auch schon kein Fleisch gegessen hatte.
 
 
LG S. 10 f.:
Das that er oft, denn er war in seiner Jugend ein Freund von der Jagd gewesen.
Nun waren unsere Verlobte allein, und das hatten sie beide gewünscht. Wie er fort war, schlugen sie die Hände in einander, saßen neben einander, und erzählten sich, was ein jedes empfunden, geredt und gethan, seitdem sie sich einander gefallen hatten. Sobald sie fertig waren, fingen sie wieder von vorne an, und gaben der Geschichte vielerlei Wendungen; so war sie immer neu: für alle Menschen langweilig, nur für sie nicht.
Friederike, Morizens andere Tochter, unterbrach dieses Vergnügen. Sie stürmte herein, indem sie ein altes Historien-Lied dahersang. Sie stutzte. Stör’ ich euch? fragte sie. - Du stöhrst mich nie, sagte Dortchen; denn ich gebe niemals Acht auf das, was du sagst oder thust. Ja du bist fromm, versetzte jene; aber du darfst doch so nah bei den Schulmeister sitzen? doch der ist auch fromm. - Und noch dazu dein Schwager, fiel ihr Dorothe in die Rede, heute haben wir uns versprochen.
Das giebt also eine Hochzeit für mich, sagte Friederike, und hüpfte wieder zur Thür hinaus. Indem sie so vergnügt beysammen saßen, stürmte Friederike wüthend wieder in die Kammer.
Dies wird S. 13 zu:
 
Das that er oft, denn er war in seiner Jugend ein Freund von der Jagd gewesen.
Indem sie so vergnügt beysammen saßen, stürmte Friederike wütend in die Kammer.
 
 
LG S. 14:
Nachdem alle zur Gnüge gegessen und getrunken hatten, so wurden vernünftige Gespräche angestellt. Wilhelm aber und seine Braut wollten lieber allein seyn und reden; sie giengen daher tief in den Wald hinein. Mit der Entfernung von den Menschen wuchs ihre Liebe. Ach, wären keine Bedürfnisse des Lebens! keine Kälte, Frost und Nässe, was würde diesem Paar an einer irdischen Seeligkeit gemangelt haben? Die beiden alten Väter, die sich indessen mit einem Krug Bier allein gesetzt hatten, verfielen in ein ernstes Gespräch. Stilling redete also:
 
Dies wird S. 16 zu:
Nachdem alle zur Genüge gegessen und getrunken hatten, wurden vernünftige Gespräche angestellt. Wilhelm aber und seine Braut wollten lieber allein sein und reden; sie gingen daher tief in den Wald hinein. Die beiden alten Väter, die sich indessen mit einem Krug Bier allein gesetzt hatten, verfielen in ein ernstes Gespräch. Stilling redete also:
 
 
LG S. 23 f.:
Nach diesem traurigen Zufall entdeckte man in Stillings Hause eine wichtige Neuigkeit. Dortchen war gesegneten Leibes, und jedermann freuete sich auf ein Kind, deren in vielen Jahren kein’s im Hause gewesen war. Mit was für Mühe und Fleiß man sich auf Dortchens Entbindung gerüstet, ist nicht zu sagen. Der alte Stilling selbst freuete sich auf einen Enkel, und hoffte noch einmal vor seinem Ende seine alte Wiegenlieder zu singen, und seine Erziehungskunst zu beweisen.
Nun nahte der Tag der Niederkunft heran, und 1740 den l2ten September, Abends um 8 Uhr, wurde Henrich Stilling gebohren. Der Knabe war frisch, gesund und wohl, und seine Mutter wurde gleichfalls, gegen die Weissagungen der Tiefenbacher Sybillen, geschwind wieder besser.
 
 
Dies wird S. 24 zu:
Nach diesem traurigen Vofall kerhte im folgenden Jahre in Stillings Hause große Freude ein. Am l2. September 1740, abends 8 Uhr [… Anm.] wurde dem alten stilling ein Enkel geboren, der in der heiligen Taufe denm Namen Heinrich erhielt. Der Knabe war frisch, gesund und wohl und seine Mutter wurde gleichfalls gegen die Weisagungen [sic] der Sybillen [... Anm.] im Grund gleich wieder besser. Vater Stilling war glücklich; er hoffte noch einmal vor seinem Ende seine alten Volkslieder singen und seine Erziehungskunst beweisen zu können.
 
 
LG S. 56:
Keiner von ihnen hat sich auf unehrliche Art verheurathet, oder sich mit einer Frauensperson vergangen; keiner hat jemahls begehrt, das nicht sein war; und alle sind großmüthig gestorben in ihrem höchsten Alter.
Dies wird S. 51 zu:
 
Keiner von ihnen hat sich auf unehrliche Art verheiratet; keiner hat jemals begehrt, das nicht sein war; und alle sind großmütig gestorben in ihrem höchsten Alter.
 
 
LG S. 58:
Er hat zehn Kinder gezeugt, unter welchen ich der jüngste bin.
Dies wird S. 53 zu:
 
Er hat zehn Kinder, unter welchen ich der jüngste bin.
 
 
LG S. 63:
Sie schlug vor, sie wollte Morgens den Jungen satt füttern, ihm alsdenn ein Butterbrod für den Mittag in die Tasche geben, des Abends könnte er sich wieder daheim satt essen; und so kann der Junge Morgens früh nach Florenburg in die Schule gehen, sagte sie, und des Abends wieder kommen.
Dies wird S. 56 zu:
 
Sie schlug vor: "sie wollte morgens den Jungen satt speisen, ihm alsdann ein Butterbrot für den Mittag in die Tasche geben, des Abends könnte er sich wieder daheim satt essen; und so kann der Junge morgens früh nach Hilchenbach in die Schule gehen, sagte sie, und des Abends wieder kommen.
 
 
LG S. 63:
Zu dieser Zeit ging eine große Veränderung in Stillings Hause vor, die drei ältesten Töchter heuratheten auswärts, [...]
Dies wird S. 56 zu:
 
Zu dieser Zeit ging eine große Veränderung in Stillings Hause vor, die ältesten Töchter heirateten auswärts, [...]
 
 
LG S. 71:
Ich sah, und siehe alles war Wald vor mir; das herrliche Gesicht war weg. Kinder, ich sterbe bald; wie freu ich mich drauf! Henrich konnte nicht aufhören zu fragen, wie seine Mutter ausgesehen, was sie angehabt, und so weiter.
Dies wird S. 63 zu:
 
Ich sah und siehe alles war Wald vor mir; wie freu' ich mich darauf!" Heinrich konnte nicht aufhören zu fragen, wie seine Mutter ausgesehen, was sie angehabt, und so weiter.