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In der Briefedition S. 360 und S. 287, Anm. 7, finden sich Anklänge an diese Schuldenproblematik. Hier sollen notwendige Ergänzungen gegeben und zugleich die Hoffnung ausgesprochen werden, neue Dokumente zum Leben Jung-Stillings auffinden zu können.


1805-02-09: Die 'Denunziation'    


1805-03-11: Jungs Entgegnung

   

Nach Lavaters Tod waren dessen Schulden hoch. Ueli Gre- minger nennt S. 7 eine Schuldenlast von 80.000 Gulden und schreibt ebd. S. 8:

„Seinem Sohn Heinrich blieb nichts anderes übrig, als die Kunstsammlung seines Vater zu verkaufen. Das waren 22102 graphische Blätter aufbewahrt in 911 Portefeuilles und Schubern.“ Am 25. August 1804 ging diese Sammlung in 27 Kisten mit einem Gewicht von 70 Zentnern nach Wien an den Käufer, den Reichsgrafen Moritz Christian Johann von Fries (geb. Wien 6.05.1777, gest. Paris 26.12.1826). Nach dessen Konkurs erwarb Kaiser Franz I. die Sammlung für die Nationalbibliothek.

Ueli Greminger: Johann Caspar Lavater: berühmt, berüchtigt - neu entdeckt. ‪Theologischer Verlag Zürich, 2012, ISBN ‪3290176231, 9783290176235.

Kaum etwas weiß man über die Bemühungen, diese Sammlung nach Russland zu verkaufen (vgl. u. die Anmerkung zu Paul) und auch:

Heier, Edmund: J. C. Lavater und der russische Zarenhof. – In: Schweizer Monatshefte. Zeitschrift für Politik, Wirtschaft, Kultur 45 (1965-1966), H. 9, S. 831-850.

bringt wenig dazu.

Man freute sich, später festzustellen:

„Lavaters Schulden sind getilgt. Die Witwe und Luise bekamen von Rußland 1000 Dukaten als Geschenk über – so sorgt Gott – , ohne zu wissen, durch wen das Geschenk bewirkt ward.“

(Schiel: Sailer Bd. 2, S. 232)

 

Am 1801-02-25 schrieb Gottfried Menken (geb. Bremen 29.05.1768, gest. ebd. 1.06.1831) an Henrich Nicolaus Achelis (geb. Bremen 2.11.1764, gest. ebd. 28.12.1831):

 

„Für Lavater’s Wittwe habe ich hier in der Stadt 67 Gulden zusammengebracht. Dies kleine Sümmchen liegt schon eine Weile da, und eben, weil es so unbedeutend ist, mag ich es nicht wegschicken; ich habe immer auf Gelegenheit gewartet, es an Passavant ohne Unkosten übermachen zu können, und da ich nun, wenn Gott will, gleich nach Ostern mit meinem Bruder nach Frankfurt gehe, so denke ich es alsdann mitzunehmen. Daß ich nicht mehr zusammengebracht habe, wirst Du meiner Saumseligkeit nicht zuschreiben; daran hat es diesmal nicht gelegen. Hier war mit Schicklichkeit nicht mehr zu erhalten, und im Bergischen war erst voriges Jahr so viel für Lavater collectirt, daß ich es dort nicht anzufangen wußte; ich verließ mich auch darauf, daß dort durch Hoffmann und etwa auch durch Wülfing und einige Freunde Lavater’s in Elberfeld alles Mögliche werde gethan werden. In Frankfurt konnte ich auf Passavant rechnen. So wußte ich weiter nichts darin zu thun, als die Frau von Cramer zu ersuchen, durch ihre Schwester, die Frau von Kronenberg, in Marburg zu wirken; sie schrieb auch gleich dahin und erhielt zur Antwort, daß dort durch Jung Alles werde besorgt werden; sie hat auch aus eigenem Antriebe dieser Sache wegen an ihren Bruder nach Kopenhagen geschrieben.“

 

1801-06-26: Briefe S. 284-287 (aufgelistet S. 28 und S. 22, wo auf Staehelin 1970 mit Auzug verwiesen wird), liest man – bei einem fehlenden Hinweis auf S. 360, Anm . 2 – etwas über diese Sammlung.

 

Nützlich wird es sein, die beiden Veröffentlichungen zu kennen:

 

1805-02-09: Es erscheint

Der Freimüthige hrsg. v. Kotzebue und Merkel. 3. Jg. Berlin: Frölich 1805, Bd. 1: Januar bis Juni. Hier Nr. 29, v. Sa 1805-02-09, S. 113-116, hier S. 115:

   

– 115 –

Anekdote, Lavater und seine Freunde betreffend. *)

Aeußerst bedeutungsvoll und in mehr als einer

Rücksicht beherzigungswerth schien mir die folgende

Anekdote, welche mir von einem sehr glaubwürdigen

Lavaterianer erzählt ward, und welche ich unverstellt

wieder erzähle, nicht um schadenfroh des nun ruhen=

den Lavaters zu spotten, welcher manches Gute

redlich gewirkt hat, sondern um eine Meinung seiner

Freunde zu berichtigen, welche sich aus dem Folgen=

den ergeben wird, und welche unmöglich zu etwas

Gutem führen möchte.

Als Lavater gestorben war und man seine

Verlassenschaft untersuchte, fand sichs, daß er nicht

weniger, als 60,000 Thaler schuldig war. Seine

Freunde kamen darin überein, daß der Verstorbene

diese Schulden bloß aus Wohlthätigkeitsliebe gemacht

habe, und dieses wollen wir ihnen willig einräumen,

obgleich bekannt ist, daß Lavater manche Liebhabe=

rei hatte, welche Aufwand verursachte. Eben so wil=

lig werden aber auch Lavaters Freunde uns ein=

räumen, daß man nicht einen Menschen um sein

Vermögen bringen dürfe, in der Absicht, es einem

Andern zu geben, und daß es eine zweideutige Kunst

sey, mit Anderer Gelde wohlzuthun. Indessen es

liegt uns nichts daran, über das Rühmliche oder

Unrühmliche in Lavaters Schulden zu entscheiden,

weil wir es, wie schon gesagt, nicht mit dem todten

Lavater, sondern mit seinen noch lebenden Freun=

den zu thun haben wollen.

Diese Freunde hatten bei Entdeckung der Schul=

den eine höhere Ansicht. Es war nicht sowohl ihre

Sorge, daß die getäuschten Gläubiger befriedigt und

also ein Akt der Gerechtigkeit vollbracht werde, als

vielmehr, daß die Religion nicht durch Lavaters

Schulden leiden möge. Sie schlossen nehmlich so:

nur die Lavaterische Religion ist wahre Religion;

schuldigbleiben wird von der Welt nicht gut geheißen;

bleibt nun Lavater schuldig, so wird man die Lava=

terische Religion und folglich die wahre Religion ver=

dächtig machen; man wird sagen: „Sehet den Kopf=

hänger! So ist seine gepriesene Heiligkeit! Er hat

Andere um ihr Geld betrogen."

Diese fatale Aussicht ging unter Andern und

vornehmlich dem Hofrath Jung, genannt Stil=

ling, zu Herzen, einem Manne, welcher durch seine

Schriften ziemlich bekannt worden ist und welchen

man leicht persönlich kennen lernen kann, da er bis

---

*) Anm der Red. Enthält diese Erzählung, obgleich

von einem sehr glaubwürdigen Manne, Unrichtigkeiten, so wird’

ich die Anzeige derselben gern aufnehmen.

 

weilen als Augenarzt herumreiset, wobei er denn

gelegentlich den Glaubenarzt macht. Dieser fromme

Mann hatte sich fest überzeugt, daß der Kredit der

Religion von Lavaters gerettetem Kredit abhänge

und beschloß ein Wagstück, dessen Gelingen er sich

zum größten Verdienst anrechnet. Lavaters

Schulden sollten und mußten bezahlt werden.

Jung wendete sich zuförderst an seine vertrauten

Glaubensgenossen und klagte ihnen die Gefahr der

Religion, da der Glaube der Lavaterischen Gläubiger

fast klein geworden war. Er erhielt auch von einer

Gräfin, mit welcher er in einem Briefwechsel stand,

heimlich, da der Herr Graf nichts davon wissen

durfte, mehrere Stück Louisd'or. Dies war ein klei=

ner Anfang; aber was ist das unter so viele! –

Es folgten einige andere Versuche, welche nicht

fruchtlos, aber doch bei weitem nicht von dem nö=

thigen Erfolge waren. Doch die Hoffnung, Berge

zu versetzen, war noch nicht erschöpft.

Jung setzte seine Hoffnung auf einen Fürsten,

nehmlich auf den verstorbenen Kaiser Paul. In

einem Schreiben voll Salbung führte er diesem zu

Gemüthe, wie sehr die Religion seines Geldes be=

nöthigt sey. Der Kaiser nahm das so nachsichtig

auf, daß er Befehl gab, 40000 Rubel an die Lava=

terischen Erben abzuschicken. Dieser Befehl erfolgte

ein Paar Tage vor des Kaisers Tode: nach demsel=

ben eilte man, den Befehl zurückzunehmen; aber zu

spät, denn das Geld war bereits abgeschickt und kam

glücklich bei der Behörde an.

Nun war das Spiel gewonnen: der größte

Theil des Deficit gedeckt und der Glaube gestärkt.

Das Uebrige ward dann leicht durch Unterstützung

der Buchhändler, welche Lavatere Schriften verlegt

hatten und andere, zur Mitleidenheit gezogene Per=

sonen herbeigeschaft, so daß Alles, was Lavater ge=

borgt hatte, bezahlt wurde. Selbst dessen Schwie=

gersohn, Geßner, welcher 20000 Thlr. zu fordern,

aber sie schon aufgegeben hatte, wurde befriedigt, und

Hofrath Jung und seine Freunde riefen aus: „Was

der Glaube nicht thut!"

Wir wollen es nun den Lavaterischen Gläubi=

gern von Herzen gönnen, daß sie bezahlt worden

sind, haben aber hierbei folgende ohnmaßgebliche

Bedenken:

1 ) Ist Lavater dadurch gerechtfertigt worden,

daß man für ihn eine Collecte gesammelt hat? Wird

man seine Schulden ihm weniger zur Last legen,

weil sie Andere für ihn bezahlt haben?

2 ) Kann nicht diese Collecte leichtsinnige Ver=

schwender zu ähnlichen Hoffnungen verleiten, und der

Moralität schaden?

3 ) Ists nicht Unrecht, Weiber zu Heimlichkeiten

vor ihren Männern zu verführen, um der Religion

einen scheinbaren oder zweideutigen Dienst zu leisten?

Ist hier nicht Lieblosigkeit bei der Liebe, und Ent=

zweiung bei der Verbrüderung? – – Wer Parthei

macht, der versündigt sich am Menschengeschlechte. –

Eus.

 

Bereits am 1805-02-12 Prinz Karl von Hessen-Kassel in einem Postskriptum deutlich:

„P. S. Ich habe eben in dem neusten Blatt des Freymüthigen N°. 129. /: wo ich nicht irre :/ gelesen, ein gantzes Galimathias über die Abschaffung der Schulden des guten seel: Lavaters. Sie lieber Jung werden dabey auf eine besondere Leichtsinnige Art, als die Haupt Triebfeder angeführt. H. Daub hätte 40 rubeln dazu geschenkt, und alles ist falsch. Meines Erachtens sollten Sie dies nicht unbeantwortet laßen, zumal da der Freymüthige eine beßere Belehrung, wie er schreibt, gerne einrücken wird. Wenige und bündige Worte, alles haarklein und wahr erzehlt, alles plan u. simpel, ohne Bezug auf Religion, sondern auch dem seeligen angegriffenen kann, deutlich vorgelegt, wird den größten Eindruck machen, u. die falschen Vorspiegelungen zu nichte machen.“

 

Daraufhin erscheint am 1805-03-11:

Diese Angelegenheit war Jung-Stilling so wichtig gewesen, dass er bereits im Februar eine Stellungnahme veröffentlicht hatte. Mit der Unterschrift „Heidelberg, den 26 Febr 1805. Dr. Joh. Heinr. Jung, gen. Stilling.“ erschien sie mit 19 Druckzeilen für einen kleineren Leserkreis.

 

Der Freimüthige hrsg. v. Kotzebue und Merkel. 3. Jg. Berlin: Frölich 1805, Bd. 1: Januar bis Juni. Hier Nr. 50, v. 1805-03-11, S. 197-200, hier S. 199:

   

Berichtigung der Anekdote, in Nr. 29 des

Freimüthigen, 1805, Lavatern

und seine Freunde betreffend.

 

Wenn der ungenannte Verfasser dieses Aufsatzes

nur mich allein ins Auge gefaßt, und so dem Pu=

blikum zur Schau hingestellt hätte, so würde ich

meinem Grundsatz getreu geblieben seyn, und kein

Wort darauf geantwortet haben – der edelgesinnte

Leser weiß sich schon solche Sachen zurecht zu legen,

und bei Andersdenkenden gehe ich stillschweigend vor=

über. Da aber hier ein sehr verehrungswürdiger,

Allgemein anerkannt verdienstvoller Mann, noch in

seinem Grabe, wo er sich nicht mehr verantworten

kann, verächtlich behandelt wird, und dadurch auch

seins liebe und ehrwürdige nachgelassene Gattin und

Familie tief gekränkt werden, und endlich, da auch

diese Anekdote bei vielen den Verdacht erwecken

könnte, ich hätte die Sache ausgeplaudert, um mich

groß damit zu machen, – ein Gedanke, worüber

mich schaudernder Ekel anwandelt – so will ich jetzt

eine Ausnahme von der Regel machen, und die Sa=

che, so viel zumZweck dient, (?) nach der reinen Wahr=

heit erzählen:

Der selige Lavater war ein vermögender

Mann, und genoß auch eine ordentliche Besoldung;

durch seine Neigung zu bildenden Künsten, welche

aus seinem Trieb zur Menschenkunde herrührten,

sammelte er sich nach und nach ein Cabinet von Ge=

mälden, Kupferstichen und Zeichnungen, das wegen

seiner instruktiven Einrichtung, und der vielen Ur=

theile und Bemerkungen, die er in so vielen Jah=

ren dazu gemacht hatte, von einem großen Werth ist.

Hierzu kam nun sein unbegränzter Drang, so

viel Gutes zu stiften, als je in seinen Kräften stunde:

daher verfaßte er unablässig erbauliche Schriften, die

er bald selbst, bald in Verbindung mit Buchhändlern

verlegte, bald auch gegen ein billiges Honorarium

– doch dies letztere weiß ich nicht ganz gewiß –

einem Andern zum Verlag übergab. Von diesen Bü=

chern verschenkte er nun eine Menge an solche Leute,

bei denen er Nutzen von ihnen erwartete. Viele

wurden auch verkauft, wobei er dann oft schändlich

betrogen wurde; und endlich suchte er auch, so weit

sich sein Vermögen erstreckte, jede Noth zu lindern.

 

Dies alles gieng so ruhig seinen Gang fort,

und Lavaters Glaube und Vertrauen auf Gott,

würde sich auch ohne Publicität legitimirt ha=

ben, wenn die Revolution nicht dazwischen gekommen

wäre. Es ist bekannt, in welche mißliche Lage da=

durch die Schweizerischen Prediger, und besonders

Lavater, gesetzt wurden. Dieser patriotische echt=

christliche Mann wurde nun deportirt, und nachher

noch gar tödtlich verwundet.

Durch alle diese unerwarteten Vorfälle gerieth

er außer Stand, seine ökonomischen Sachen in Ord=

nung zu bringen: es fand sich gegen das Ende sei=

nes Lebens eine beträchtliche Schuldenmasse, aber

N B. keine 60,000 Thaler; der selige, damals

 

martervolle Dulder blickte mit vestem Glauben und

Vertrauen auf Gott in diesem Jammer, aber das,

womit seine Schulden getilgt werden sollten, das

sahe er nicht, und seine Gattin, Kinder, und Freunde

noch weniger.

Kurz vor seinem Tod wurde seine Lage einigen

seiner vertrauten Freunde, worunter auch ich zu ge=

hören das Glück habe, bekannt gemacht; wir alle

wurden sehr bestürzt darüber, und jeder dachte auf

Mittel, wie unserm schrecklich leidenden Freund ge=

holfen werden könnte. Ich meines Orts wußte nun,

daß der Kaiser Paul von Rußland, und beson=

ders auch seine vortreffliche Gemahlin, eine vorzüg=

liche Liebe zu Lavatern hatten; dies bewog mich

 

Anmerkung durch mich: Paul ehelichte in 2. Ehe Prinzessin Sophie Dorothea (Maria Feodorowna) von Württemberg; vgl. (Rudolf Minzloff (Hrsg.)): „Ein Beitrag zur deutschen Literatur aus Russland, der Universität Jena bei Gelegenheit ihres drehundertjährigen Stiftungsfestes übersandt von der St. Petersburger Kaiserlichen öffentlichen Bibliothek. – Lavater’s Briefe an die Kaiserin Maria Feodorowna. – St. Petersburg. 1858. [2. Titel:] Lavater’s Briefe an die Kaiserin Maria Feodorowna, Gemahlin Kaiser Pauls I. von Russland, über den Zustand der Seele nach dem Tode. – Nach der Originalhandschrift herausgegeben von der Kaiserlichen öffentlichen Bibliothek zu St. Petersburg. – St. Petersburg. 1858.“; nach den Handschriften in Pawlows; Lavater übersandte 1796 bis 1800 eine  Teil seiner physiognomischen Sammlung nach Russland. – Weitergehend ist und die Hoffnung auf weitere Briefe Jung-Stillings aufzufinden weckend ist: Heier, Edmund: J. C. Lavater und der russische Zarenhof. – In: Schweizer Monatshefte. Zeitschrift für Politik, Wirtschaft, Kultur 45 (1965-1966), H. 9, S. 831-850.

 

an diesen Monarchen zu schreiben, aber blos um

Ihm Lavaters Lage bekannt zu machen,

und Ihm den Vorschlag zu thun, das Ca=

binet zu kaufen, um Geld bat ich

Ihn nicht, von 40,000 Rubel ist nie

die Rede gewesen; folglich auch davon

nicht, daß *) — — — — — — — —

im Gegentheil die Antwort war sehr gnädig: der

Kaiser erkundigte sich nach der eigentlichen Beschaf=

fenheit der Sache, und erbot sich zu Unterstützungen,

die aber nachher nicht nöthig waren, folglich auch

unterblieben.

Von einigen Louisd'ors, die mir eine Gräfin,

ohne Vorwissen Ihres Gemahls, geschickt haben soll,

weiß ich kein Wort; diese Anekdote ist doch so ganz

vom Zaun gebrochen.

Kurz, Lavaters Schuldentilgung geschah zur

Zufriedenheit aller seiner Kreditoren, erstlich aus dem

Ertrag seiner Schriften, besonders aber in Hol=

land, wo noch ein großer Vorrath Exemplarien von

seiner Physiognomik war, von dem kein Mensch et=

was wußte, und die viele tausend Gulden eintrugen;

und dann wurde auch das Cabinet recht anstündig

verkauft, und eine ansehnliche Summe daraus ge=

löst, so daß man das Anerbieten verschiedener Freunde

zu Beiträgen, ablehnen mußte, weil sie nicht mehr

nöthig waren.

Dies ist die wahre Beschaffenheit der so sehr

verunstalteten Anekdote; ich hab' sie nie erzählt, als

da wo man meinem seligen Freund Ungerechtigkeit,

oder Schwärmerei aufbürden, und seine Schulden als

Beweis brauchen wollte, oder wenn sich wahre Freunde

mit Bekümmerniß noch seiner Lage erkundigten.

Wer nun mein Zutrauen gemißbraucht und diese

Geschichte so lieblos und unrichtig erzählt hat, das

will ich nicht wissen. – Gott wolle es ihm

verzeihen! – denn es ist eine Handlung, die der ge=

rechte Richter einst streng ahnden wird.

Heidelberg, den 24sten Febr. 1805.

Dr. Joh. Heinr. Jung,

gt. Stilling.

 

Nachschrift des Red. Ich enthalte mich aller Bemer=

kungen, aber ich ersuche die Leser, vorstehende Berichtigung, wenn

es Ihnen nicht zuwider ist, aufmerksam zweimal zu lesen.

---

*) Anm. der Red. Dem Wunsche des Hn. Verf. gemäß,

lasse ich diese Berichtigung buchstäblich genau abdrucken; nur

bei den hier weggelassenen Worten mußte ich eine Ausnahme

machen, da sie eine Indelicatesse enthalten, die mir absichtlich

scheint.

 

 


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