Text folgt
Text folgt
Die „Szenen aus dem Geisterreich”
Jung-Stilling und 14 Studenten, Varrentrapp, von Salis,
Christian Gottlob Barth: „Stillings Siegesfeyer“
Jung-Stilling: „Eickels Verklärung“
Liste der in diesen Schriften vorkommenden ‚Akteure‘
Drei Bündner in Marburg ⇑
Nach dem 1795-06-25 erhielt Jung-Stilling den an diesem Tag von Johann Caspar Lavater in Mönchhof bei Zürich geschriebenen Brief. (EDITION SCHWINGE S. 21, 174). Der Brief beginnt:
„Lieber Bruder Jung!
Zwei mir von Person unbekannte, aber von einem wackeren Mann mir als gesittet empfohlene Bündner sind gesinnt in Marburg zu studieren - und wünschen bei Jung=Stilling in die Kost zu gehen - wenigstens seinem besonderen Schutz empfohlen zu sein. Herr Ulysses von Salis bittet mich, Dir deswegen zu schreiben. - Es ist mir leid, daß ich Dich, Beladener, bemühen muß - und lieb, wenn ich eine befriedigende Antwort erhalte.“
Jung-Stilling schrieb antwortend unter dem 1795-07-12 an Lavater (EDITION SCHWINGE S. 21, 177-179.)
"An Lavater
Marburg d. 12ten Jul. 1795.
Mein theuerster Bruder Lavater!
Schreibe dem wackern Ulysses von Salis, den ich sehr schätze, daß ich der beiden Bündtner Vater, Freund und Schuz von Hertzen gern seyn wollte, in Kost und Logis kann ich sie nicht nehmen, weil mein Geist Ruhe um sich her heischt und ich dies Gesuch allen meinen Freunden und Verwandten abgeschlagen habe. Die beyden Schweitzer solten aber nichts dabey verlieren, ich werde sie in eben so sichere Hände bringen, als die Meinigen sind.“
An beiden Stellen des Druckes (vgl. hier zu S. 174, 177) fehlen die Angaben zu diesen beiden Graubündner Personen. Ein Blick in die von Theodor Ulrich Birt (geb. Wandsbek, heute zu Hamburg 22.03.1852, gest. Marburg 28.01.1933) herausgegebene Marburger Matrikel (1778-1795, S. 457, Nr. 50-52) gibt die Antwort:
Hier sind zwar drei Graubündener aufgeführt, aber zwei davon halten besonders zusammen.
Durch die Aufzeichnungen von Johann Ulrich Dietegen von Salis-Seewis (geb. Schloß Bothmar bei Malans 16.05.1777, gest. 15.01.1817, jüngster Bruder des Dichters Johann Gaudenz von Salis-Seewis) sind wir gut unterrichtet über dessen Marburger Zeit – und damit auch über Jung-Stilling in dieser Zeit.
Am 1795-09-15 brechen die drei Studenten zur Reise von Malans nach Marburg auf; ihre Ankunft findet am 1795-10-06 statt.
„Gleich in den ersten Tagen wurde bei Jung-Stilling Antrittsvisite gemacht, welcher die jungen Leute mit der wärmsten Freundschaft empfing und ihnen versprach, sich ganz ihrer anzunehmen.“ Johann Ulrich mietet sich Klavier und Klaviermeister, tritt in die „Musikgesellschaft“ ein und besucht regelmäßig die Abonnements-Konzerte. Zugleich wird er Mitgied der Lesegesellschaft
Siehe dazu Thomas Sirges: Lesen in Marburg 1758-1848. Eine Studie zur Bedeutung von Lesegesellschaften und Leihbibliotheken. Marburg 1991 = Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur [Bd.] 37.
Er hört bei Jung Staatswirtschaft und Polizeiwissenschaft, dazu noch „Geschichte der Menschheit“ und Tierarzneikunde. Weitere Lehrer waren ihm Tiedemann und Justi. Jung-Stillings Sohn und Melchior Kirchhofer werden seine Freunde; er lernt Friedrich Ehrenberger, Friedrich Christian von Motz und Friedrich Karl von Savigny kennen. Im März 1796 ist das Semester zu Ende und eine vierwöchige Erholungszeit nutzen die drei zu einer ‚Vakanzreise‘ nach Frankfurt‘. Nach der Rückkunft trennen sich die drei Studenten räumlich. Johann Ulrich und der Vetter aus Grüsch beziehen eine neue Wohnung, Salis-Samanden bleibt in der bisherigen Unterkunft. Auf der Rückreise verweilt man drei Tage in Echzel bei Schwarz und genießt dort die Zeit mit Jung-Stilling. Johann Ulrich schlägt seinem Vater vor, aus Erkenntlichkeit Hofrat Jung „allenfalls Käse, Schabzieger oder dergleichen“ zu übersenden. Die Ferien im Mai 1796 benutzt man, um mit Jung eine Studienreise nach Kassel zu unternehmen. Besichtigt werden wie gewöhnlich der Weißenstein mit seinen Wasserwerken, ein Naturalienkabinett und verschiedene Fabriken. Von der besuchten Zitzfabrik meint von Salis, dass sie keinen Vergleich mit der des Schwagers Salis-Soglio in Stockach aushalte; die Stockacher sei größer und moderner. Neben seinem Studium und den Belustigungen wie z. B. den Weinfesten „in Geerens Garten“ las von Salis viel. Helvetische Geschichte lag ihm an, und bei den wenigen Büchern der Bibliothek gefiel ihm Johannes von M üllers Werk am besten; sein „väterlicher Freund“ Hofrat Jung lieh es ihm.
Gerhard Schwinge: Jung-Stillings Lektüre. Zur Rezeption von Druckwerken des 17. bis 19. Jahrhunderts durch den Arzt, Staatswirtschaftler und religiösen Schriftsteller Johann Heinrich Jung gen. Stilling (1740-1817). – In: Pietismus und Neuzeit. Ein Jahrbuch zur Geschichte des neueren Protestantismus, Bd. 28, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002, S. 237-260.
Die Kriegsereignisse stören sehr die Kommunikation und die Ruhe der Marburger, denn die Stadt wird von Flüchtlingen überflutet. Im September haben sich die Franzosen an den Rhein zurückgezogen, aber sie hatten geplündert und gebrandschatzt. Dies stellen die Studenten auf eine Reise vom19. bis 28. September fest. Wiederum empfiehlt Johann Ulrich seinem Vater, Jung Käse zu schenken, denn da man ihn in Marburg nur selten bekommt, ist er hoch angesehen. Über das weitere Studium sind wir gut informiert; zu Ostern 1797 erhält Jung-Stilling wiederum Käse aus der Schweiz, und der junge von Salis studiert nun die Pandekten. Am 24. September 1797 verlassen zwei Bündner Marburg, in Schaffhausen besuchen sie Kirchhofer, um dann am 20. Oktober 1797 wieder in der Heimat zu sein.
In Grundzügen schreibt Georg von Wyß (geb. Zürich 31.03.1816, gest. ebd. 17.12.1893) ADB 30, 1890, S. 248 in dem ADB-Artikel zu Johann Ulrich Dietegen von Salis-Sewis: „bezog 1795 die Universität Marburg. An Jung-Stilling empfohlen, fand er bei demselben freundlichste Aufnahme und empfing von Jung=St. wissenschaftliche und religiöse Anregungen, die seine Verbindung mit demselben auch später fortdauern ließen. Unter seinen Mitstudenten und Bekannten waren Savigny und Melchior Kirchhofer (s. A. D. B. XVI, 11), an den er sich vorzüglich anschloß."
Die „Szenen aus dem Geisterreich” ⇑
Im Jahr 1795 waren ohne Nennung des Autors im Buchhandel erschienen die
„Scenen / aus dem / Geisterreiche. / - [eL 28 mm] / In meines Vaters Haus giebts viele Wohnungen. / - [eL 75 mm; darin mittig verschlungenes Initial aus V und W] / Frankfurt am Main, / bei Varrentrapp und Wenner / 1795.“
Eine zweite Auflage wurde notwendig, und am 1800-09-22 druckt der „Reichs-Anzeiger“ (Nr. 219, Sp. 2800) eine verstümmelte Verlagsanzeige zu den „Szenen aus dem Geisterreiche“, die zuvor schon vollständig im „Intelligenzblatt der Allgem. Literatur-Zeitung Numero. 125. – Sonnabends den 16ten August 1800.“, Rubrik „Literarischer Anzeiger.“, Sp. 1067, gedruckt worden war:
„Bey Varrentrapp und Wenner in Frnkfurt / am Mayn ist erschienen: / Scenen aus dem Geisterreiche von Heinrich Stil= / ling. 1r Band 2te vermehrte und verb. Aufl. 1800. / 1 Rthlr. 4 gr. / Er enthält vierzehn [sic, fehlt: Szenen]: das große Erwachen, die / Naturforscher, das frohe Wiedersehen, die Hölle, / der arme Mann, die Fatalisten, die Ueberraschung, / der Antiquarius, der christliche Stoicker [sic; Stoiker], der Tri= [Triumph] / umph, das große Geheimniß, das Geheimniß der / Zukunft, die Hierarchie und die christlichen Phari= / säer. – / Bey der ersten Auflage, welche 795 [sic; 1795] erschien, / war es uns nicht erlaubt, des Hrn. Verf. littera= / rischen Namen auf den Titel zu setzen, sie hat da= / her den Beyfall so sie erhielt, nicht dessen Namen, / sondern den interessanten Gegenständen und ihrem / innern Gehalt zu verdanken. Für die so schon ei= / niges von Hrn. Heinrich Stilling gelesen, wäre es / unnütz irgend was zum Lobe der Schrift zu sagen, / um Aufmerksamkeit zu erregen, und für die, so / noch nichts von demselben gelesen, wird der schnelle / Absatz der ersten Auflage am besten beweisen, wie / sehr sie interessirt. – /“
Varrentrapp ⇑
Gerhard Schwinge schreibt in seinem Aufsatz „Jung-Stilling und seine Verleger. Von Deinet in Frankfurt bis Raw in Nürnberg.“ (2002) nur: „dies war wohl vor dem Kontakt zu Raw verabredet worden“.
Auch die dortigen Angaben zu Varrentrapp lassen sich ergänzen:
Auch die dortigen Angaben zu Varrentrapp lassen sich ergänzen: Franz Varrentrapp, Bürger und Buchhändler in Frankfurt am Main, Hofbuchhändler in Mainz, kam nach Frankfurt (geb.) 30.11.1706, gest. Frankfurt 18.09.1786, ehel. Frankfurt 10.03.1734 Johanna Maria Moors (get. Frankfurt 15.07.1706, gest. ebd. 10.05.1752. Sein zweitältestes Kind Catharina Jacobaea (30.11.1734-8.05.1787) vermählte sich 10.11.1767 mit Johann Conrad Wenner aus Crumstadt; ursprünglich Theologe, wurde Wenner dann Buchhändler; er starb 13.05.1803. (Ein anderer Johann Friedrich Wenner 1772-1835). – Siehe Werner Constantin von Arnswaldt: Aus der Geschichte der Familie Varrentrapp. Frankfurt a. M.: Knauer in Komm. 1908, bes. Tafel IV. – Alexander Dietz macht in seiner Handelsgeschichte (4.2, 1925) deutlich: Varrentrapp & Wenner richtig Varrentrapp Sohn und Wenner; Johann Friedrich Varrentrapp (geb. 3.09.1742, gest. 14.05.1814) ehel. 10.11.1772 Maria Eva Mergenbaum (geb. 3.02.1748, gest. 4.01.1834); erstes Kind war Maria Eva (geb. 17.09.1773, gest. Darmstadt 27.12.1841); man bewohnte das Haus zum Falken, Buch- und Falkengasse in Frankfurt. – Vgl. 1803-03-16, wo Jung-Stilling ein Paket dieser Firma erhielt.
Jung-Stilling und 14 Studenten, Varrentrapp, von Salis ⇑
Gelegenheiten zu derartigen Verabredungen gab es reichlich. Nur ein Beispiel aus dem Jahr 1795, wie es in jedem vorherigen Jahr hätte geschehen können. Wie im Juni 1794 mit 14 Studenten war Jung-Stilling im Jahr 1795 wiederum mit Studenten auf Exkursion in Kassel. Am 1795-05-26 ist diesmal der Student Melchior Kirchhofer mit dabei, als man gemeinsam mit dem Frankfurter Buchhändler Varrentrapp und dessen 30jähriger Tochter Kassel besichtigt. Kirchhofer notiert in seinem Tagebuch:
„Diesen Morgen machten wir den Anfang um die Merkwürdigkeiten von Cassel zu sehen. Unsere Gesellschaft wurde durch den Buchhändler Varrentrapp von Frankfurth und seine Tochter einem dreissigjährigen Frauenzimmer in Citrongelbem Gewand vermehret; ihrer Reize wegen hätte sie getrost unter einer noch größeren Anzahl junger Herren auftretten dürfen.“
Sicherlich Maria Eva Varrentrapp (geb. 17.09.1773, gest. Darmstadt 27.12.1841). Nebenbei: Goethe schreibt in DuW von den alten Fräulein Lauth; Ferdinand Dollinger meint dazu: „Elles avaient 41 et 47 ans, Goethe en comptait 21: cet âge est sans pitié!“ Vgl. o.
Wie dem auch sei: die
„Scenen / aus dem / Geisterreiche. / - [eL 28 mm] / In meines Vaters Haus giebts viele Wohnungen. / - [eL 75 mm; darin mittig verschlungenes Initial aus V und W] / Frankfurt am Main, / bei Varrentrapp und Wenner / 1795.“
erschienen auf dem Buchmarkt.
Scenen / aus dem / Geisterreiche / von / Heinrich Stilling. / - [eL 29 mm] / Erster Band. / Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. / - [L 44 mm] / In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen, / - [eL 66 mm] / Frankfurt am Main, / bey Varrentrapp und Wenner / 1803.
Scenen / aus dem / Geisterreiche / von / Heinrich Stilling. / - [eL 29 mm] / Zweyter Band. / Zweyte vermehrte Auflage. / - [L 44 mm] / In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen, / - [eL 66 mm] / Frankfurt am Main, / bey Varrentrapp und Wenner / 1803.
Die später in der nächsten Auflage eingefügten Fußnoten stammen von Jung-Stilling selbst.
Jung-Stilling: „Lavaters Verklärung“ ⇑
Das traurige Schicksal Lavaters lässt Jung einen weiteren Text dieser Art schreiben:
Lavaters Verklärung / - [eL 18 mm] / besungen / von / Heinrich Stilling / - [eL 32 mm] / - [eL 79 mm] / Frankfurt am Main / in der Hermannischen Buchhandlung / 1801
Im zweiten Band der „Szenen“ gibt Jung-Stilling in der vierten Szene, S. 115, seiner Leserschaft zu wissen
„Die vierte Scene.
Jesus Christus in seinem menschlichen Charakter.
---
Siona hatte mir Lavaters Verklärung
in die Feder dictirt, und meine geliebten Brüder
und Schwestern haben dies Gedicht mit Vergnügen
und Seegen gelesen. […]“
„U. P. A. v. S. M.“ ⇑
Nach diesem großen Vorbild der „Szenen“ schrieb 1801 eine Tochter von Ulysses von Salis-Marschlins solches Karmen auf den toten Vater:
„Denkmal / der / kindlichen Ehrfurcht und Liebe, / Herrn Ulysses von Salis Marschlins, / dem ältern, / errichtet / von Seinen verwaisten Töchtern , / U. P. A. v. S. M. / [Vignette]/ –– / Zürich, / bei Orell, Füßli und Compagnie. / 1801.“
Hinter den Buchstaben „U. P. A. v. S. M.“ verbirgt sich Ursula Perpetua Adelheid von Salis-Marschlins (, über die ich keine Daten habe). – Im Jahr 2011 brachte Nabu Press dies Buch unter der ISBN 1247429571, 978-1247429571 neu heraus.
Der Nürnberger „Verkündiger“, 46. Stück, Jg. 5, vom 1801-06-09, bringt Sp. 361-364 einen Bericht über „Freyherr Ulysses von Salis Marschlins.“ Es ist dies ein Auszug aus „Denkmal … von seiner Tochter“
In diesem Denkmal findet sich
Der Triumph des Glaubens.
Eine Scene aus der Geisterwelt.
(Ein kleiner Versuch nach Stilling=Jungs großem Muster.)
(Zuerst stellt die Scene ein schwach erleuchtetes Zimmer vor;
im Hintergrunde desselben ein Sterbebett. Obaddon, der
Engel des Todes, und Ernst Uriel, stehen noch unsicht=
bar am Bette des Sterbenden.)
Theophil (kämpfend mit gen Himmel gerichtetem Blicke.)
Jesu , hilf siegen, du Fürst des Lebens !
Ernst Uriel (mit sanfter Stimme , indem er dem Kämpfenden
sichtbar wird.)
Sey getrost, mein Sohn ! du bist im Kleinen
treu gewesen, des Große soll dir- anvertraut werden […]“
hebt der Text an.
Christian Gottlob Barth: „Stillings Siegesfeyer“ ⇑
Auf das mit nur einem Stigmonym versehene Karmen
Stillings / Siegesfeyer. / Eine / Scene aus der Geisterwelt. / - / Seinen Freunden und Verehrern. / Von ....r.. / - / - / Stuttgart, / bey Joh. Friedr. Steinkopf. / 1817.
dessen Autor Christian Gottlob Barth (1799-1862) ist, siehe man hier unter diesem URL .
Jung-Stilling: „Eickels Verklärung“ ⇑
Hingewiesen sei auch auf „Eickels Verklärung“
Eickels / Verklärung / eine Scene / aus der Geister Welt. / Zum freundschaftlichen Andenken / von / Johann Heinrich Jung. / - / - / - / Elberfeld / bey C. W. Giesen, Buchhändler. / 1788.
Handschriftlich hat sich erhalten:
Eickels Verklärung / Eine Scene / Aus der Geisterwelt / Zum freundschaftlichen Andenken / von / Jung / 1788. / ManuParLui zu Auferhaltung
1788 erschien ein Druck von Eickels Predigten mit Gedichten auf ihn nach seinem Tod, darunter auch Jung-Stillings Gedicht:
Sammlung / einiger / Predigten / wegen ihrer Gründlichkeit und / geistlichen Erfahrungen aufgeschrieben / und zum Druck befördert / von / ungenannten Freunden. / [Vignette: Doppel (Post)Horn mit Blüten] / Zweyte verbesserte Auflage. / = / Elberfeld / bey Christian Wilhelm Giesen, Buchhändler. / 1788.
68, IV, 460 S., dann IV, (46) S. –– Darin:
/ Eickels / Verklärung / eine Scene / aus der Geister Welt. / Zum freundschaftlichen Andenken / von / Johann Heinrich Jung / der Weltweisheit und Arzneygelahrtheit Doctor, Churpfäl= / zischer Hofrath, und der Staatswirtschafts ordentlicher / Professor in Marburg.
Hier noch eine Liste der in diesen Schriften vorkommenden ‚Akteure‘: ⇑
Eickel: Elim; Salem; Johannes; Lebbäus; Seraphime; Petrus; Paulus; Eickel; Todesengel; der HErr; Chor
Szenen: Abdiel; Abiel; Abitob*; Adin; Adoniel*; Adramelech*; Adriel; Ahabdalim*; Alima; Alnabon*; Alnabon*; Alon; Ameniel*; Anna L; Aramia; Arnfried*; Assaph*; Avith; Azuriel; Benthemuthah*; Betjalel*; Braia; Chanania; Chilion; Deguel; Delaja; Ebion*; Ekron; Eleonore*; Elidad*; Elnathan; Elon; Gadiel; Gadol*; Gejon*; Guel; Hanniel; Hanon; Hasiel; Hasmon; Hillel; Huel; ich*; Ismene*; Israel Lavater; Jahdiel; Jathir; Jedidja; Jeriel; Jesanjah Heinrich Heß; Johanna*; Josanna*; Kunigunde*; Laeda; Loschabeth*; Mahbilah*; Mahlon; Malachiel*; Maria H; Maria*; Merah*; Meraja; Merothai*; Misthoriah*; Naemi*; Nathan*; Noschang*; Paltiel; Pelon; Phanuel*; Philophrast*; Raschang*; Salem*; Schabathon‘; Schealthiel*; Seluniel; Seraja; Seraphim*; Siona*; Tabrimon; Thamim*; Timeus; Tobam*; Ubier*; Uriel; Usiel; Warnfried*; Zalmon; Zareda; Zedekiel*; Zuriel +
Lavater: Chöre; Der HErr; Eldad (Pfenninger); Elgamar; Elnathan; Israel; Jerusalems Bürger; Lavater; Schirijah (Felix Heß); Stephanus
Salis: Obaddon; Ernst Uriel; Theophil; Palmire; Hasael; Hanniel; Serena; Seraphine; Eloni; Engel; Hasael; Jeresia; Zuriel; Eloa; Salmay; Abdiel; Nathanael; Ithuriel; Azaria; Misael; Abia; Jehova; Lavater hat vollendet; Ischchail: - Mann der Kraft; Israel: - Gottes Kämpfer; Betachjah: - der auf den Herrn vertraut; Ohephiah: - der Gott liebt.
Barth: Elgamar: Gott hat vollendet; Ischchail: Mann der Kraft; Israel: Gottes Kämpfer; Betachjah: der auf den Herrn vertraut; Ohephiah: der Gott liebt.
OAMDG
Philipp Heinrich Perrenon, dessen 1768 gegründete Perrenonsche Hofbuchhandlung der Buchhändler, Verleger und Fabrikant Joseph Heinrich Coppenrath (geb. Millingen, Herzogtum Kleve, 4.03.1764, gest. Münster 28.10.1853) übernahm, gab 1777 auf 133 Seiten seinen neusten Katalog heraus.
„Verzeichniß / derjenigen neuen / Bücher, / welche / Philipp Heinrich Perrenon, / privilegirter Buchhändler zu Münster / und Hamm, / aus den / Frankfurter und Leipziger Oster=Messen / 1777 / mitgebracht, / und bey ihme nebst vielen andern um billige / Preise zu haben sind. / [Vignette] / - / Zehnte Ausgabe.“
Darin verzeichnet er S. 50 zwei Schriften:
„Jung (Joh. Heinr.) die Theodicee des Hirtenkna= / ben, als Berichtigung und Vertheidigung der / Schleuder desselben, 8. Frankf. 1776. 8 gg. / - die große Panacee wider die Krankheit des Re= / ligionszweifels, 8. Frankf. 1776. 6 gg.“
Nicht (mehr) liefern konnte er das den Streit begründende Werk:
„Die Schleuder / eines / Hirtenknaben / gegen den / hohnsprechenden Philister / den Verfasser / des / Sebaldus Nothanker / von / Johann Heinrich Jung, / Doktor der Arzneygelehrtheit in Elberfeld. / [Vignette] / - [Linie fett/mager 69 mm] / Frankfurt am Mayn / bey den Eichenbergischen Erben / 1775.“
Schon ein Jahr später erschien diese „Schleuder“ ohne Orts- und Verlagsangabe als Raubdruck (Änderungen im Titel: Hohnsprechend; Doctor) mit 104 Seiten:
Die Schleuder / eines / Hirtenknaben / gegen den / Hohnsprechenden Philister / den Verfasser / des / Sebaldus Nothanker / von / Johann Heinrich Jung, / Doctor der Arzneygelehrtheit in Elberfeld. / [Vignette: Paar mir großen Hüten auf Insel.] / - [Linie fett/mager 69 mm] / 1776.
Der ausgelöste Streit war heftig, der Absatz der Bücher aber gering, wie sich Jung-Stilling später erinnerte. So nahm der Verleger die Restbestände und Band sie mit einem neuen Titelblatt in einen Band zusammen. Nun wurden die Bücher gekauft, und ein neuer Druck geschah in „Stillings kleinen gesammelten Schriften“ im Jahre 1806.
In dem folgenden Text wird also diese Ausgabe des Jahres 1779 behandelt:
„[Schmutztitel:] Heinrich Stillings / ascetische / Schriften. [Titel:] Heinrich Stillings / ascetische / Schriften / [Vignette eines dem Kokon entschlüpfenden Schmetterlings] / - / Frankfurt am Mayn / bey Eichenbergs Erben / 1779“.
[Der Text wurde sicherlich an Christian Zollikofer gesandt.]
Ueber Stillings ascetische Schriften.
Sie enthalten Schleuder eines Hirtenknaben gegen den –– Verfasser des Sebaldus Nothanker. Das wird vorgestellet, wie ungereimt und feindselig der Verfasser die eigentliche christliche Religion zu schwächen gesucht, oder doch wenigstens Blössen aufgedekt habe aus Muthwillen, welche Religions=Zweifel, Spott und Verläugnung veranlassen können. Hinten ist noch eine Vertheidigung welche über eint und anders bessere Erläuterung gibt. Diese ist mit vieler Wärme , mit vielem Eifer geschrieben.
Zweytens. Panacee ( die grosse ) wider die Krankheit des Religions=Zweifels, welche die Vorbereitung zur Cur , die gründliche Cur, und die Würkungen der Glaubens Cur in sich begreift, ganz eigen gedacht, mit vielem geradem Menschen Verstand, mit scharfer Einsicht, mit vieler und tiefer Ueberzeugung.
Drittens. Eine Theodicee, welche zugleich Berichtigung und Vertheidigung des vorhergehenden seyn soll, das schönste und beste von allem, worinn das meiste Licht und die stärkste Ueberzeugungs=Kraft ist. Sie stellet die Haupt=Sätze der biblischen Lehre auf dem Weg philosophisch=biblischer Untersuchung und Folgerung dar, hat vorzüglich selbst und eigen [S. 208:] eigen gedachtes, besonders von der Erb=Sünde, von dem Fall, von der Erlösung, deutliches und richtiges, und zeiget das warme, von der Kraft der Religion ganz durchdrungene und ein das wahre hell und stark bemerkendes und empfindendes christliches Herz des Verfassers. Sie enthalt mehr wahrscheinlich gemachte Wahrheit im kleinen, in gedrängter Kürze, naiv und körnicht , als manche fünf= und zehnfach dikere Schrift, die Religion der Christen zu ihrem Gegenstand hat.
Gesegnet seye Doctor Jung, der Urheber diser Schrift! der mit viel Einsicht und mit noch viel grösserer Wärme und auf eine ihm eigene Weise dem Strom der Religions Gleichgültigkeit und der Religions Neuerungen sich entgegen sezt, und sich dieses zur Pflicht macht.
[Vignette]
[Der Text wurde sicherlich an Christian Zollikofer gesandt.]
Aus einem Brief über Heinrich Stillings Jugend, Jünglings=Jahre und Wanderschaft.
Was Stilling für ein Buch sey? Gut daß Sie der Junge B ** auf die Frage brachte und Ihnen durch seinen schöngeisterischen Tadel das Buch vorläufig empfahl! Statt aller Antwort wollt’ ich Ihnen die Schrift selbst schicken, wenn ich sie jetzt hätte; da Sie in Ihrer Einsiedeley auch nicht so bald darzu kommen möchten, schreib ich Ihnen einige Gedancken darüber mit einem kurtzen Auszug –– Sie mögens dann einst an der Schrift selbst prüfen!
Sie kam mir von ungefehr –– daß ich den Meßcatalogen und Rezensionen seit lange abgestorben bin, wissen Sie –– in die Hände; ich blätterte drinnen; ward von dem eignen, sanften, reinen, schwermüthigen Tone angezogen und habe sie nun, da ich letzthin auf dem Landhause unsers R** war, ganz gelesen. –– Unvergeßlich sind mir die Abende unter der Eiche am Hügel, wo wir mit seiner Frau und Tochter sassen –– rings um die sanft abdämmernde Natur ––aus dem Gipfel der Nußbäume der ländliche Kirchthurm, und hin und wieder die Gipfel einzelner Hütten, hinter uns des Abendwindes lispeln durch den Tannwald. –– Ich mußte oft anhalten, aufathmen. O R **
210 Stillings
R** sah mich mit inniger Rührung an, –– „das ist: „ Wahrheit, Natur –– Religion „ der Mutter und Tochter standen grosse Thränen in den Augen. Wir giengen stillschweigend nach Hause –– es waren Festabende an stiller Rührung und Erbauung. –– ––
Ein Büchlein ohne Kunst und Zierde –– voll Einfalt, Natur, reiner Empfindung, –– Wahrheit, Religion. Durchs ganze wehet dieser Geist und hält die einzelnen Züge und Glieder in freundlicher Eintracht zusammen. Nicht Aufstutzung irgend eines speculativen oder moralischen Paradoxons –– nicht, was man so manchen neuen Producten teutscher Genies! zur Aufschrift geben könnte –– „ neuer Wein in alten Schlaüchen, oder rauher Bletz auf ein „ altes Kleid, “ nicht Roman, Dichtung, nicht Predigt und Lehre hinter dem Pult in Personen gekleidet, die den Namen haben daß sie leben –– sondern wirkliche Jugend= Jünglings= und Wanderschafts=Geschichte des edlen, liebenswürdigen D. Jung in Eberfelden Ein Buch für alle Stände, Alter und Character, wie Gras, Baum und Blumen in Gottes Natur ––frey, geruchreich und schön.
Was diese Schrift hauptsächlich von allen ähnlichen Herzens= Lebens= und Liebe=Geschichten unsers Herz= und Liebe=reichen Jahrzehends unterscheidet, ist neben dem einfaltigen, kindlich=reinen, treuen Naturtone der Geist der Religion, des Gott=Vertrauens, der Christus=Liebe, der durch alles und in allem lebet. Und was mich am meisten gerührt, erbaut, und an meinem innwendigen Menschen gestärkt hat, sind die darinn vorkommenden Gottes=Fürsehung in einzelnen Fällen. Der Gottes=Hülfe in Noth und Verlegenheit. –– Mit einem Wort die Kraft des Glaubens und des Gebets. Sie
Jugend=Jahre. 211
Sie wissen, mein Freund! wie philosophisch angeeckelt und wegbewiesen diese ausdrückliche Schriftwahrheiten in unsern Tagen sind. Eine allgemeine göttliche Fürsehung, eine Regierung des ganzen, grossen Weltplans läßt man noch gelten. Aber eine Fürsehung im Kleinen, –– eine göttliche Regierung und Lenkung einzelner Menschen und einzelner Zustände und Schicksale des Lebens –– eine besondere väterliche Aufsicht der Gottheit über ihre Kinder und Lieblinge, –– einzelne Vorsehungs=Proben in gewissen Schicksalen, Verlegenheiten, –– und Hülfe aus Verlegenheiten, das belächlet der philosophische Geist, dieser Zeit, das findet er lächerlich, schwachsinnig, schwärmerisch –– vor dem Glauben sucht er die Welt zu bewahren. Dies ist das Mode=System der reinen Philosophie und Menschen=Freundschaft. Was ist denn aber eine allgemeine göttliche Fürsehung ohne besondere auf einzelne Fälle angewandte göttliche Fürsehung? Woraus besteht das allgemeine, als aus dem besondren, einzelnen –– ? Wer kan fürs allgemeine sorgen, ohne daß er für jedes besondere sorge, dann nur aus der Sorge fürs einzelne wird ja die Sorge fürs allgemeine Und ein GOtt der höret, antwortet, hilft, durch Gebett zum helfen bewogen wird, –– auf Gebett hin etwas thut, das ohne Gebett nicht, wenigstens nicht auf diese Weise geschehen wäre –– eines solchen Gottes schämt sich diese reine Philosophie und Menschen=Freundschaft! –– Aber die Menschheit schämt sich seiner nicht. –– Die Menschheit dürstet nach einem solchen GOtt, bedarf eines solchen Gottes, und keines andren; –– Eines Gottes, der hört und Mitleiden hat, und gerne hilft, und aus der Noth errettet, eines Gottes, der die Kraft des Feuers auslöschen, das Meer zum Trocknen machen, und der Löwen Rachen verstopfen kan –– eines Gottes der nahe –– nicht fern, sondern nahe ist denen welche Ihn anrufen –– ! Was ist natürlicher, was ist menschlicher als Bedürfnisse fühlen –– und Trieb füh=
O 2 len
112 Stillings
len nach Befriedigung dieser Bedürfnissen, und Befriedigung suchen, wo sie zu finden ist –– das heißt, was ist natürlicher, menschlicher, in der Einrichtung unserer Natur gegründeter als ––betten ! und was will die Menschheit mehr, was erwartet sie mehr von ihrem GOtt –––– als daß er höre das Geschrey des Elenden, die leisen Seufzer des Ermatteten –– sehe die Thräne der Liebe und das abgezehrte Antlitz des Kummers, und helfe wo nieinand helfen kan, und ersetze mit seinem Ueberfluß die Mängel derer, die er geschaffen, denen er Bedürfnisse –– Gefühl derselben, –– Trieb nach Befriedigung –– angeschaffen hat –– ––
Nicht zu sagen, wie innig und ganz entgegen jene philosophisch=Menschen=freundliche Begriffe dem Geist und Buchstaben der Bibel sind –– Der Bibel, die uns die Gottheit nicht nur etwa als fürs Allgemeine sorgend kennen lehrt, sonder als eine Gottheit, die sich für jedes einzelne bekümmert, die sich als Freund und Helfer zu den Menschen=Kindern herab läßt, sich in ihre besondersten Angelegenheiten mischt –– gefragt wird, höret, antwortet –– anordnet, errettet, hilft — –– Gerade dadurch, daß die Bibel uns die göttliche Fürsehung als eine besondere Fürsehung zeichnet, die für jedes einzelne sorget, sich in besonderen Fällen thätig erzeigt, sich für Kleinigkeiten interessirt, für die sich jedes Regentchen einer Spanne Landes zu erhaben fühlt, giebt sie den höchsten, reinsten, würdigsten Begriff von ihrer Allgemeinheit und Umfassung des Ganzen. Und gerade dadurch, daß sie den Bedürfniß=reichen und Kraft=armen Menschen einen GOtt zeiget, der sich ihrer mit Vater=Herzen annimmt, ihre Gebette erhöret und ihnen in ihrer Noth Hülfe schaft –– einen GOtt, der reich genug ist, für alle, die ihn anruffen, und keinen hinaus stößt der zu ihm komt –– weckt sie Liebe zu diesem GOtt, –– bindet mit unauflöslichem Bande die
Her=
Jugend Jahre. 213
Herzen der Menschen an Gottes Herz –– weckt und nährt Liebe ––·die einzige Quelle aller wahren Tugend alles Glücks, aller Seligkeit; Liebe die nur durch Liebe geweckt wird, und die kein, wenn noch so weises Gebott, noch so vollendete Demonstration aufzuwecken vermag –– die aber, wenn sie aufgeweckt ist, unaussprechlich mehr thun, wirkt und leidet, als keine Vorschrift zu fordern vermag.
Nicht schwer ists, alle die Einwendungen, Zweifel und Bedenklichkeiten jedem Redlichen mit den einleuchtendesten Vernunft= und Schrift=Beweisen zu lösen –– es ist schon geschehen und wird immer einleuchtender, immer stärker geschehen, beweisender als alle Wort=Beweise sind freylich gegenwärtige Thatsachen, Erfahrungen für Gelehrte und Ungelehrte, für Denker und Nicht=Denker. Und ich bin gewiß, es ist keine Stadt, kein Dorf –– berühmt oder unberühmt, aufgeklärt oder im Finstern sitzend wo es nicht einzelne Menschen wenigstens gebe, die dergleichen Erfahrungen von besonderer göttlicher Fürsehung, in Erhörung des Gebetts, in Errettung aus Leiden –– n unvermutheter Erfüllung heisser Herzens=Sehnsucht u. s. f. aufweisen, und damit alle die hochvernünftigen Einwendungen, Zweifel und Spöttereyen beschämen könten. Freylich macht man das Heilige nicht gern gemein und wirft Perlen nicht für die Schweine [ ]. Darum weiß die Welt so wenig von diesen Erfahrungen und spricht mit hönischem Triumph: wo bleibt die Erfüllung seiner Verheissung ––!
Wann sie aber auch ausgekündet würden diese Erfahrungen –– was würden sie auf die vermögen, die auch nicht glaubten, wenn ein Todter auferstünde –– . Es gibt einen Punckt, ––wenn Herz und Kopf einmal über den hinaus ist, so ist die Sonne am Mittag Finsternis.
Aber für diejenigen die durch dergleichen ungeschlachten Einwendungen und stoltzttönende Zweifel irre gemacht
werden.
214 Stillings
werden, die bald nicht mehr wissen, ob sie dem unauslöschlichen Naturtrieb –– Hülfe zu suchen, wenn sie sich selbst nicht helfen können –– ob sie ihrer Bibel trauen –– in ihren Aengsten zu GOtt schreyen und in der Noth den HErren anrufen –– oder aber mit allem, woran ihre Seele hängt, sich stumm einem gehörlosen und unerbittlichen Naturlaufe überlassen sollen ––für diese sind dergleichen Proben der besonderen GOttesVorsehung und GOtteshilfe, wie Thau auf welcke Blumen, wie Regen auf dürres Land .
Vorläufig ein paar Beyspiele aus Stilling, die ich mir auszeichnete ––Bis ich Zeit habe Ihnen einen aneinander hängenden Auszug zu senden oder das Buch selbst. – Ich weiß, es wird Ihnen Stärckung und Labsal seyn, wies mir und unserm Freunde war –– Nein, der HErr hat nicht vergessen gnädig zuseyn; es ist nicht aus mit seiner Liebe –– sein Wort gereut ihn nicht ! –– ––
Von äusserster Bettelarmuth, einer immerfort daurenden Einkerkerung und einem unerträglichen Mistrauen und daher entstandener äusserster Verachtung seiner Person –– von diesem dreyfachen Elende gedrückt, lief Stilling an einem Morgen von Herrn Hochberg einem Kaufmann, dessen Kinder er unterrichtete, weg, ohne zuwissen wohin? Gegen Mittag kam er noch Waldstätt, da gieng er zu einem Thor ein und zum anderen wieder heraus. Nach einer kleinen halben Stund gerieth er in einen Wald, die Strasse verlohr sich, und nun fand er keinen Weg mehr, er setzte sich nieder, denn er hatte sich müde gelaufen. Jeht besonn er sich, daß er keinen einzigen Heller Geld bey sich habe; doch war er hungerig. Er war in einer Einöde und wußte weit und breit um sich her keinen Menschen, der ihn kannte.
Jetzt
Jugend=Jahre. 215
Jetzt fieng er an und sagte bey sich selbst: Nun bin „ ich dann doch endlich auf den höchsten Gipfel der Verlassung gestiegen, es ist jetzt nichts mehr übrig als betten oder sterben; — das ist der erste Mittag in meinen » Leben, an welchem ich keinen Tisch für mich weiß ! Ja die Stunde ist gekommen, da das grosse Wort des Erlösers für mich auf der höchsten Probe stehet! Auch ein Haar von eurem Haupt soll nicht umkommen. — Ist das wahr, so muß mir schleunige Hülfe geschehen, denn ich habe bis auf diesen Augenblick auf ihn getraut und seinem Worte geglaubt; ich gehöre mit zu den » Augen, die auf den HErrn warten, daß er ihnen zur rechten Zeit Speise gebe, und sie mit Wohlgefallen sättige, bin ich doch so gut sein Geschöpf wie jeder Vogel der in den Bäumen singt und jedesmahl seine Nahrung findet, wens ihm Noth thut. “ Stillings Herz war bey diesen Worten so beschaffen wie eines Kindes, wenn es durch strenge Zucht endlich wie Wachs zerfleußt, der Vater sich wegwendet und seine Thränen verbirgt. GOtt! was das für Augenblicke sind, wenn man siehet, wie dem Vater der Menschen seine Eingeweide brausen; und er sich vor Mitleiden nicht länger halten kan! –––
Indem er so dachte ward es ihm plötzlich wohl im Gemüth, und es war als wenn ihm jemand zuspreche: Geh’ in die Stadt und such einen Meister ! Im Augenblick kehrte er um. Als er in die Stadt kam, sah’ er einen Bürger vor seiner Haußthür stehen, diesen grüßte er und fragte: wo der beste Schneidermeister in der Stadt wohne? Dieser Mann rief seinem Kind und sagte ihm: da führe diesen Menschen zu dem Meister Isaac. Stilling kam hin, grüßte die Frau, und fragte : Ob er hier Arbeit haben könnte? Die Frau antwortete: Ja ! Bald hernach kam auch Meister Isaac, und war froh über seinen neuen Gesellen. Nun nöthigte ihn die Fran an den
Tisch
216^ Stillings
Tisch und so war seine Speise schon bereitet gewesen, als er noch im Wald irre gieng und nachdachte: Ob auch GOtt diesen Mittag die nöthige Nahrung beschehren würde. Meister Isaac versorgte ihn auch hernach mit guten Kleidern, so daß nun sein ganzes Elend unvermuthet aufgehoben wurde.
Stilling entschloß sich im 30sten Jahr seines Alters durch manche Wincke der Vorsehung und den trieb […] seines Herzens geleitet, die Arzneykunst, von der er schon einen guten Theil inne hatte, noch vollends zu studieren, und nahm sich deßwegen vor nach Straßburg zugehen, ob er gleich kein Geld darzu hatte, noch wußte; er setzte sein Vertrauen vest auf GOtt und machte diesen Schluß.
„GOtt fängt nichts an, oder er führt es auch herrlich aus. Nun ist es aber ewig wahr, daß er meine gegenwärtige Lage ganz und allein, ohne mein Zuthun so geordnet hat.“
„Folglich ist es auch ewig wahr, daß er alles mit mir herrlich ausführen wird.“
Dieser Schluß machte ihn öfters so muthig, daß er lächelnd zu seinen Freunden sagte, „ Mich soll doch verlangen, wo mein Vater im Himmel Geld für mich zusammen treiben wird! „ Indessen entdeckte er keinem Menschen etwas davon, sondern beschloß auf Michaelis 1769. mit einem seiner Freunde der auch nichts minder als Ueberflus hatte, nach Straßburg zu reisen.
Herr Friedenberg der Vater seiner Braut gab ihm 40. Thaler und so reißte er mit seinem Freunde nach Franckfurt. Weil er sich hier 11 Tage lang aufhalten mußte, gieng sein Geld bis auf einen Thaler zusammen. Er entdeckte
niemand
Jugend Jahre. 217
niemand etwas, sondern wartete auf den Winck seines himmlischen Vaters. Doch fand er bey allem seinem Muth nirgends Ruhe, er spazierte umher und bettete innerlich zu GOtt, da traf er einen Kaufman an, der ihn wohl kannte und den er Liebmann nannte, dieser lud ihn auf ein Zimmer zum Nachtessen ein, welches Stilling gern annahm.
Des Abend gieng er an den bestimmten Ort. Nach dem Essen fieng Hr. Liebmann an: Sagen Sie mir doch mein Freund, wo bekommen Sie Geld her zum Studieren. Stilling lächelte und antwortete : „ Ich habe einen reichen Vater im Himmel der wird mich versorgen. „ Herr Liebman sah ihn an und erwiederte: Wie viel haben Sie noch? Stillig [sic] versetzte: „ Einen Reichsthaler- und das ist alles? „ So! –– fuhr Liebmann fort : Ich bin einer von Ihres Vaters Rentmeistern, ich werde also jetzt einmahl den Beutel ziehen, herrliches Wort edle Seele! Damit zehlte er Stillingen 33 Reichsthaler hin, und sagte : mehr kan ich anjetzo nicht missen. Sie werden überall Hülfe finden. Können Sie mir das Geld dermaleinst wiedergeben, gut! wo nicht, auch gut ! –– Stilling fühlte heisse Thränen in seinen Augen. Er danckte herzlich für diese Liebe und versetzte: „ Das ist reichlich genug ich wünsche nicht mehr zu haben. „ Diese erste Probe machte ihn so muthig, daß er gar nicht zweiflelte : GOtt werde ihm gewiß durchhelfen .
___________
In Straßburg wurde nach Martini das Collegium der Geburtshülfe angeschlagen; Stillingen war dieses ein Hauptstück und er gieng mit anderen hin, um zu unterschreiben. Er dachte nicht anders, als daß dieses Collegium eben so wie die andere erst nach Endigung desselben bezahlt würde, allein der Herr Docktor kündigte an, daß sich die Herren möchten gefallen lassen, künftigen Donnerstag Abend 6 neue Louisdor fürs Collegium zubezahlen. Wenn nun Stilling
den
218 Stillings
den Donnerstag nicht bezahlte, so wurde sein Name durchgestrichen. Dieses war schimpflich und schwächte den Credit der Stillingen absolut nöthig war. Jetzt war also guter Rath theuer. Sein Reißgefährte hatte schon 6 Carolinen vorgeschossen, noch war kein Anschein da, sie wiedergeben zukönnen .
So bald Stilling in sein Zimmer kam, und dasselbe leer fand, so schloß er die Thür zu, warf sich in einen Winckel nieder und rang recht mit GOtt um Hülfe und Erbarmen, indessen äusserte sich nichts tröstliches für ihn, bis den Donnerstag Abend . Es war schon- 5 Uhr und u m 6 Uhr war die Zeit, daß er das Geld haben mußte . Stilling begonnte fast im Glauben zuwancken, der Angstschweiß brach ihm aus und sein ganzes Angesicht war naß von Thränen. Er fühlte weder Muth noch Glauben mehr und deßwegen sah er von ferne in eine Zukunft, die der Hölle mit allen ihren Qualen ähnlich war. Indem er mit solchen traurigen Gedancken in dem Zimmer auf und abgieng, klopfte jemand an die Thür. Er rief: Herein! es war der Patron des Hauses Hr. R... Er erkundigte sich ob Hr. Troost und Stilling mit seinem Zimmer zufrieden seyen? Stilling antwortete, das Zimmer sey nach beyder Wunsch.
Hr. R... versetzte: das macht mir Freude. Aber ich wollte doch vornehmlich noch eins fragen: „ Haben Sie Geld mitgebracht oder bekommen Sie Wechsel? „ –––
Er antwortete: Nein ich habe kein Geld mitgebracht.
Hr. R... sah’ ihn starr an und versetzte: „ Brauchen Sie wohl jetzt etwas Geld? „ Ja, sagte er, ich habe diesen Abend 6 Louisdor nöthig, und ich war verlegen.
Wie
Jugend=Jahre. 219
Wie er wieder kam brachte er 8 Louisdor, zählte sie ihm dar, und sagte: „ Da haben Sie noch etwas übrig und wann das all ist, fordern sie mehr „ !
Vierzehn Tage nach dieser schweren Glaubensprobe bekam Stilling ganz unvermuthet einen Brief von Herrn Liebmann, nebst einem Wechsel von dreyhundert Reichsthalern, den er und Stillings Schweher=Vater zusammen gebracht hatte. Stilling lachte hart, setzte sich gegen das Fenster, sah mit freudigen Blick gen Himmel und sagte:
„ Das war nur dir möglich du allmächtiger Vater !
Mein ganzes Leben sey Gesang !
Mein Wandel wandelnd Lied der Harfe !
Nun bezahlte er alles was er schuldig war und behielt noch gnug übrig, den ganzen Winter auszukommen.
In dem Kreis, in dem sich Stilling jetzt befand, hatte er taglich Versuchungen genug, ein Religions=Zweifler zu werden. Er hörte alle Tage neue Gründe gegen die Bibel, gegen Christenthum, und die Grundsätze der christlichen Religion. Alle seine Beweise, die ihn ehmal beruhiget hatten, waren nicht mehr hinlänglich, seine strenge Vernunft zuberuhigen; bloß diese Glaubens=proben, deren er so viele erfahren hatte, machten ihn ganz unüberwindlich. Er schloß also:
Derjenige der augenscheinlich das Gebet der Menschen erhört, und ihre Schicksale wunderbarer Weise und sichtbarlich lencket, muß unstreitig wahrer GOtt, und seine Lehre GOttes Wort seyn.
Nun hab ich aber von je her JEsum Christum als meinen GOtt und Heiland verehret und ihn gebeten. Er hat mich in meinen Nöthen erhört und mir wunderbar beygestanden und mir geholfen.
Folglich
220 Von den ComplimenteN.
Folglich ist Jesus ChriStus unstreitig wahrer GOtt, seine Lehre ist GOttes Wort, und seine Religion, so wie Er sie gestiftet hat, die wahre.
Ja! Amen!
====
(Die Fortsetzung gelegentlich.)
1789 erscheint Jung-Stillings „Häusliches Leben“ (LG Benrath S. 310). In diesem Buch liest man:
„Zu dem allen kam noch ein Umstand, Stilling hatte die Ausziehung des grauen Stars bei Lobstein zu Straßburg vorzüglich gelernt, sich auch bei Bogner die Instrumente machen lassen, denn damals war er willens, diese vortreffliche und wohltätige Heilung noch mit seinen übrigen Augenkuren zu verbinden; als er aber selbst praktischer Arzt wurde und all das Elend einsehen lernte, welches auf mißlungene Krankenbedienung folgte, so wurde er äußerst zaghaft […]“.
Wer war nun dieser Instrumentenmacher Bogner?
Bogner und seine Familie lebten von etwa vom Jahr 1700 bis zum Jahr 1832 in dem Haus, das Heute als „1, Place Kleber“ bezeichnet wird. Sehr viele Männer übten den Beruf des Messerschmieds, des couteliers, aus. Trug der Vater denselben Namen wie sein Sohn, so war es nicht ungewöhnlich dass dieser auch den gleichen Beruf hatte. Nicht leicht, den Überblick zu behalten !
Den wohl ersten lobenden Hinweis auf die Qualität der Messer findet man aus dem Jahr 1782 stammend.
Der spätere Generalarzt der Armee und Chefchirurg Napoleon Bonapartes, Pierre-François Percy (geb. Montagney/Franche-Comté 28.10.1754, gest. Paris 18.02.1825) kam im Juli 1782 als Chirurg zum Regiment de Berry, das vor Straßburg lag. Percy benötigte neue Instrumente, und
Er war 1782-07 als Chirurg im Regiment de Beri [recte: de Berry] in Straßburg, wo er sich neue Instrumente, die er benötigte, anfertigen ließ. Der Kolmmandant kannte « M. Birr, négociant sous les grandes arcades à Strasbourg. [ :::] il est honnête homme et serviable » So bediente Bogner den Chirurgen zu dessen Zufriedenheit.
In den « Séances publiques de l'Académie des Sciences, Belles-Lettres et Arts de Besançon. Séance du 28 Janvier 1826 [unter Leitung von Michel Pierre Dorothée Clerc (geb. Abbenans (Doubs) 1.09.1762, gest. Besançon (Doubs) 3.03.1848.], Besançon: V. Daclin 1826, referiert Jean-François Thomassin (geb. Rochefort-sur-Nenon 1.09.1750, Ruhestand 22.06.1816 ; Dr. med. et chirurg.) S. 40-54 über Pierre-François Percy, darin heißt es S.44:
« Bogner, le plus fameux coutelier de France d’alors, pour les instrumens de chirurgie, lui fit tous les essais qu'il désira, et lui aida des idées qu'une longue pratique lui avait suggérées. Ils fabriquèrent ensemble divers tranchans, varièrent et changèrent les formes; ils arrivèrent enfin à rendre la coupe des ciseaux plus nette et moins mâchée, en rendant les lames plus minces et repassées à la manière des lames de canif, et en rapprochant leurs branches, qui devinrent parallèles, les anneaux placés tout à fait en dehors. Ce mémoire lui coûta infiniment de peine pour sa rédaction; il désirait beaucoup d'obtenir le prix, et il l'obtint Il voulait en faire hommage à son père; mais sa joie fut de courte durée et suivie de larmes bien amères; ce père mourut la veille du triomphe de son fils. »
Siehe jetzt :Calum Johnson (Hrsg.): A surgeon in Napoleon's Grande Armée. The campaign journal of Baron Percy. Barnsley: Pen & Sword Military 2024; ISBN: 978-1-399-04429-5; 978-1-399-04427-1; 978-1-399-04425-7
Jean-Frédéric Hermann (geb. Barr (Bas-Rhin) 3.07.1743, gest. Straßburg 20.02.1820) machte in seinem Werk
Jean-Fréd[éric]. Hermann: Notices historiques, statistiques et littéraires sur la ville de Strasbourg, Bd. 2, Strasbourg: F. G. Levrault 1819,
auf Seite 360 dies ganz deutlich :
„Presque tous les instrumens de chirurgie pour les armées, pendant les dernières guerres, ont été fait par feu Bogner, et par le S.r Lichtenberger, qui jouit à cet égard d’une grande et juste célébrité.“
Johann Friedrich/Jean-Fréderic Lichtenberger (geb. 3.12.1743, gest. 7.11.1831).
Fünf Jahre nach Pierre-François Percy und zwei Jahre nach Jung-Stillings Bemerkung, im Jahr 1787, erschien eine Arbeit, die Bogners anderes Interessensgebiet zeigte: Bogner, war auch Mineralienhändler.
« ESSAI D’UN ART DE FUSION A L’AIDE DE L'AIR DU FEU, OU AIR VITAL par Mr. EHRMANN, Licencié en Droit, Démonstrateur de Physique expérimentale à Strasbourg; Membre de l’Académie Royale des Sciences & belles Lettres de Gothenbourg; & de la Société des Curieux de la Nature à Berlin. Avec une planche gravée en taille-douce. Traduit de l’allemand par M. DE FONTALLARD & revu par l’AUTEUR. SUIVI DES MÉMOIRES de Mr. LAVOISIER, de l’Académie Royale des Sciences, sur le même Sujet. = A STRASBOURG, 1787. chez JEAN GEORGE TREUTTEL, Libraire. & à PARIS, chez CUCHET, rue & hôtel Serpente. - Avec Approbation & Privilege du Roi. »^
Die Anmerkung auf Seite 107 zu § 110, lautet:
« Pendant la fusion on voit une flamme violette dans le creuset, & il s’éleve une vapeur qui sent le safran. Le charbon est jaunâtre. Voilà les phénomenes que présenta l’argent corné gris blanchâtre & cristallisé en petits cubes de Johann-Georgenstadt en Saxe †).
†) M. BOGNER, habile minéralogiste de Strasbourg, a eu la complaisance de me fournir cette mine rare & encore plusieurs autres mines & pierres. »
Jean-Philippe Graffenauer gibt 1806 ebenfalls einen kleinen Hinweis auf den Mineralienhändler Bogner. In seinem
« [Vorsatztitel :] MINÉRALOGIE ALSACIENNE ÉCONOMICO–TECHNIQUE […Titel:] ESSAI MINÉRALOGIE ALSACIENNE ÉCONOMICO-TECHNIQUE. D'UNE MINERALOGIE ÉCONOMICO-TECHNIQUE DES DÉPARTEMENS DU HAUT- ET BAS-RHIN FORMANT LA CI-DEVANT ALSACE ou Distribution méthodique de toutes les substances minérales et fossiles qui se trouvent dans ce pays; avec indication de leurs principaux caractères, de leurs gissemens et localités, des tra vaux des mines et du produit de leur exploitation, des ateliers, manufactures et fabriques y relatives, ainsi que des applications et des usages de ces mêmes substances dans les arts, l'agriculture, l'économie domestique, la médecine, l'art vétérinaire etc. etc. PAR JEAN-PHILIPPE GRAFFENAUER, Docteur en médecine, membre associé national de la Société de médecine de Paris, correspondant de la Société galvanique et de celle de médecine clinique de la même ville; membre résidant de la Société d'agriculture, sciences et arts du dépar- tement du Bas-Rhin, séant à Strasbourg. AVEC UNE CARTE MINERALOGIQUE DE L'ALSACE. STRASBOURG, Chez Louis Eck, Imprimeur - Libraire. 1806.“
In der « LIST E de MM. les Abonnès, par ordre alphabétique. » fndet sich die Angabe :
« Bogner, Coutelier, Marchand de minéraux, à Strasbourg. »
Unter den weiteren Subskribenten finden sich die Namen, die aus dem Umfeld Jung-Stilling bekannt sind; u. a.: Ehrman, der Senator Grégoire, Herrenschneider, Pfarrer Lauth, J. Fred. Lobstein, Nestler père, Professor an der Pharmazieschule, Professor Oberlin, Oberlin in Waldersbach , Jéremie Oberlin, Pasquay, Propriétaire, à l’île de Jars prè de Strasbourg, Pfähler, Dr. med Risler in Mülhouse, Reisseisen, Risler, Buchhandlung Risler & Co ebd.,, Schwäughäuser [sic] homme des lettres, Silbermann; , Stöber, Payeur général und, Sohn Notar Stöber, Dr. med. Sultzer in Barr, Treuttel & Würtz, Rat Weckherlin in Stuttgart
In den Akten der Straßburger Archive lassen sich weitere Daten gewinnen. So findet man zum Beispiel
für das Jahr 1761
„Fr. Catharina Dorothea Bognerin geb. Kriegin Weyl. Hn Christoph Bogner geweßten Kurtz messerschmidts Wittib mit assistentz H. Johann Jacob Metzger des Paßmentirers so dann H. Johann Friedrich Bogner auch Kurtz messerschmidts dero Sohn beyständlich H Tobias Ludwig Krugen Silberarbeiter“
für das Jahr 1763
« Jean Frédéric Bogner épouse en 1763 Anne Catherine Jund, fille de l’aubergiste à la tribu des Gourmets Isaac Jund : contrat de mariage, célébration 1763 » […]
« Les nouveaux mariés font dresser l’inventaire de leurs apports dans la maison qui appartient à la mère du marié. Ceux du mari s’élèvent à 1605 livres, ceux de la femme à 1 025 livres. »
für das Jahr 1771
„2° Herrn Johann Friedrich Bogner, den Kurtzmeßerschmidt und burgern dah“ier, so dieser inventur Persönlichen beÿwohnete,
für das Jahr 1801
„Inventarium über der weÿl. bürgerin Anna Catharina geb. Jund des bürgers Johann Friedrich Bogner Kurz: Messerschmitts Ehegattin Vermögens Nachlaßenschafft – nach ihrem den 13. frimaire IX erfolgten Absterben, auf ansuchen des Wittwers wie auch des bürgers Johann Friedrich Bogner, ledigen handelsmanns, so 24 Jahr alt daher majorennis ohnbevögtigt, der Verstorbenen Sohn und ab intestato universal Erbs“
für das Jahr 1806
« Sr Jean Frédéric Bogner, marchand coutelier né à Strasbourg le 28 janvier 1776, fils de feu Jean Frédéric Bogner, marchand coutelier et de feue De Anne Catherine Jundt »
für das Jahr 1807
« Inventaire des apports de Jean Frédéric Bogner marchand coutelier et de Philippine Louise Beyckert, suivant contrat de mariage reçu par le soussigné notaire le 31 mars 1806 »
für das Jahr 1813
« Jean Frédéric Bogner meurt en 1813 [15.06.1813] en délaissant trois enfants. Le titre qui justifie la propriété de la maison est l’achat de 1707, la transmission ultérieure a eu lieu au règlement des différentes successions »
für das Jahr 1832
« Philippine Louise Beykert et ses enfants vendent la maison au tailleur François Jacques Moritz et à sa femme Aimable Joséphine Mornave moyennant 18 700 francs »
für das Jahr 1873
« , savoir celui qui porte le N° 1 de dame Philippine Louise Beykert veuve de Mr Jean Frédéric Bogner, dame Charlotte Sophie Louise Bogner épouse de M. François Ehrmann agent de change, dlle Adèle Mathilde Bogner et Mr Jean Frédéric Bogner licencié en droit, tous demeurant à Strasbourg, aux termes d’un contrat de vente passé devant M° Louis Frédéric Zimmer alors notaire à Strasbourg le 8 décembre 1832 »
Eine weitere Quelle stellen die Almanache und Handelskalender dar. Hier nur zwei Beispiele.
1807 Es erscheint der
Almanach / du / Commerce de Strasbourg, / pour l'an 1807. / [Vignette] / Strasbourg, / Chez Levrault, imprimeur-libraire, rue des Juifs n.° 33. [sic] / 1807.
Bogner (J. F.), minéraux et objets d'histoire naturelle; place d'Armes.
Dobner (Jos.), marchand d'instrumens [sic] de musique; grandes Arcades.
Eschenauer et Hey, commission et expédition; quai S. Nicolas.
Silbermann (Jean-Henri), imprimerie; rue de la Chaîne.
Bogner (Jean-Fréderic), place d'Armes; voyez aussi page 12.
Blessig (Henri), à la Hache; vis-à-vis la Douane.
1809 Es erscheint ein weiterer Jahrgang des
Almanach / du / Commerce de Strasbourg, / pour l’an 1809.
Siehe dazu unter 1807, da er gleichen Aufbaus ist.
Lauth, Phil Jacqu., marchand de bois, petit rue de l’Esprit.
Salzmann, fils, comm. et product. du pays; rue dOr.
Hinweis :
Diese Zusammenstellung entstand aus Materialien, die im Zusammenhang mit meiner Jung-Stilling-Forschung gesammelt worden sind, ohne dass direkt nach Bogner geforscht wurde. Nicht einmal das Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne wurde konsultiert.
Bei Notizen wie „1805-03-06: In Straßburg stirbt Jean-Fédéric Bogner (Messerschmied)“ sucht man die Quelle vergebens; die Doppelung der (Vor-)Namen erschwert das Forschen.
– Vielleicht helfen die Notizen dennoch.
OAMDG
Seite 2 von 74
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.